1 bearbeitet von Frank Bicking (Original: 2007-09-28 12:41)

Thema: Interview in der ZEIT

Hallo,

das Thema ist zwar wahrscheinlich so alt wie es verlustbehaftete Komprimierung gibt,
aber ich moechte Euch dieses eben gefundene Interview aus der "Zeit" nicht vorenthalten...

Einige der, aeh, interessantesten Statements:

ZEIT online: Ach, Sie haben einen iPod?

Schütt: Ja. Aber den nutze ich nur für Präsentationen, um hörbar zu machen, dass derart komprimierte Dateien nicht gut klingen.

Schütt: Ich nutze gern Aufnahmen aus den Sechzigern, da hatten die Leute sehr gute Studiomikrofone, hochwertige Röhrenmikrofone.

Halte ich persoenlich fuer ziemlichen Bloedsinn... damals steckte die Technik noch in den Kinderschuhen.

Viele Leute denken, CDs seien unpraktisch und nicht mehr zeitgemäß. Dabei ist ihnen nicht bewusst, dass die Klangqualität des MP3-Formats so schlecht ist.
Viele haben auch eine ganze Menge LPs und möchten sie als MP3 verarbeiten oder digitalisieren. Sie glauben, der Klang werde dadurch besser, weil das Digitale höherwertiger in der Wiedergabe sei.

Das die Qualitaet beim Digitalisieren einer analogen Quelle nicht besser wird, ist eine triviale Aussage, dass die Klangqualitaet verlustbehafteter Komprimierung per se hoerbar schlechter ist als die Quell-CD, ist schlicht falsch... Stichwort Transparenz (was ja hier ausgiebig diskutiert wurde).

Nichtsdestoweniger wuerde mich Eure Meinung zu den Aussagen interessieren... besonders zu dem Abschnitt mit den Frequenzen oberhalb von 20 kHz.

So, hier nun der Link zum ganzen Interview:

Da ist guter Klang teuer

Greets, chuck

2 bearbeitet von DAU (Original: 2007-09-28 15:14)

Re: Interview in der ZEIT

Jörg Schütt schrieb:

Eine High-End-Anlage versucht die Musik so zu präsentieren, dass sie möglichst natürlich und originalgetreu wiedergegeben wird, ohne Berücksichtigung der Produktionskosten.

Eigentlich versucht ja jede vom Käufer (sicherlich nach subjektiven Kriterien) halbwegs sinnvoll zusammengestellte Anlage, Musik "originalgetreu und natürlich" wiederzugeben. In dieser Frage unterscheidet sich High(Open)End nicht von einer Anlage anderer Preisklassen. Jedenfalls könnte man diesen Eindruck gewinnen, denn das halbe Internet besteht aus Textbeiträgen und unzähligen Vergleichen genau zu diesem Thema, in welchen, völlig von Raumakustik und subjektiven Vorlieben befreit, stark verallgemeinernd irgendwas "empfohlen" wird.

Unschön an der Sache ist nur, dass sich die Dienstleistung, die da über das Internet zwang- und kostenlos vermittelt werden möchte, nur schwer vom Bärendienst unterscheiden lässt. Apropos Bär, den bekommt man schnell mal so nebenbei aufgebunden. Daher ist es sicherlich jedem schon mal passiert, dass er auf eine Empfehlung reingefallen ist. Manipulierte oder unbedachte Empfehlungen im Netz oder im Bekanntenkreis gab es schon vor Erfindung des Web 2.0, vertrauenswürdige Websites aber ebenso. Meiner Meinung nach werden sich genau an dieser Stelle die obligate "Mein Kommentar" - Funktion des Web 2.0 und der manipulierbare "User Generated Content" irgendwann einmal als zu beliebig erweisen. Hinterher landet man dann zwangsläufig wieder beim Web 1.0, wo sich bereits bekannte Personen mit "Trusted Content" als Web 3.0 produzieren und verkaufen können und selbstverständlich, wie im realen Leben auch, mit ihrem guten Namen dafür einstehen müssen. Der absehbare Übergang von 1.0 zu 3.0 ist aushaltbar, davon bin ich überzeugt.

... zurück zum High(Open)End ...

Nur die Art der einzugehenden Kompromisse unterscheidet die Anlagen voneinander.

Man kann davon ausgehen, dass heutige Technik in vielen Dingen und Belangen sowohl besseren Klang als auch mehr Komfort bietet, auch wenn sich hier nichts mehr optisch wahrnembar wie bei grober, jedoch manchmal überraschend langlebiger Mechanik, wie auch immer geartet, bewegt.

Dass eben dieser Umstand nicht allen gefällt, wie z.B. rückwärtsgewandten Gemütern, einer bestimmten Art von Marketing oder entsprechenden Händlern, sollte eigentlich klar sein. Bei diesen dem Zeit-Interview ähnelnden Wortmeldungen spielen immer auch der SnobEffekt und der Zeitgeist eine gewisse Rolle. Die Zeit hat das Thema meinen Beobachtungen zufolge ja schon länger in der Mangel. (Wobei ich den Artikel Mach's Dir selbst ausgesprochen amüsant und erstklassig präsentiert finde. Dies gerade deshalb, weil der Umgang mit dem "RaubMord-Kopierertum" an anderen Orten so verbissen und zum Nachteil aller Beteiligten auffällig zwanghaft, völlig humorlos und bis zum Kieferkrampf geführt wird.)

Der Mensch ist nun mal ein soziales Wesen und deshalb auf vielerlei Art über Gruppendynamik offen für alle Spielarten von Manipulationen. Das gilt selbstverständlich auch für verklärende Romantisierung. Manipulation setzt fast immer bei Gefühlen an und das Hobby ist eben ein Bereich, wo Gefühle und Vorlieben eine wichtige Rolle spielen. Ich habe bei diesem Thema des öfteren erlebt, dass jemand sagte, er sei offen, aber bereits im darauffolgenden Satz die vermeintliche "Offenheit" einschränkte.

Wenn man also als Neuling im HiFi irgendwo anfangen will, so sollte man natürlich und originalgetreu nicht allzu wörtlich nehmen, denn schon die Aufnahmetechnik zeichnet nur einen kleinen Teil des ursprünglich vorhandenen akustischen Ereignisses auf. Was dann danach als Tonträger unterwegs ist und mittels mehr oder weniger zulänglich arbeitender Wiedergabetechnik zu Gehör gebracht wird, kann allenfalls als "wohlklingende Anmutung mit zeitweise vorhandener Ähnlichkeit" durchgehen. Mehr aber auch nicht, und das gilt auch für aktuelles HiFi. Das engl. Wort Sound ist da vielfach sogar passender als das deutsche Wort Klang. Allerdings können diese "Anmutungen" auch eine Menge Spass machen, keine Frage.

Die Beschäftigung mit wertigen und langlebigen technischen HiFi-Produkten und "hoher Wiedergabequalität" hat sicherlich und berechtigtermassen ihren Reiz und sollte bei dem ganzen Unfug, der sich mit Statussymbolen so veranstalten lässt, keinesfalls unter den Tisch fallen. Dass aber vieles bei dieser Form der Beschäftigung mit Technik der des Umgang's mit Computer-Hardware nicht unähnlich ist und manchmal in schierem Selbstzweck sowie einer gewissen Eigenrotation endet, ist nicht selten. Wie man das gewichtet, ist eine Frage der Erfahrung, eben weil es auch um ein Hobby geht. Liebhaberei und Leidenschaft gehören jedenfalls auch zum "Steckenpferd", ebenso sind Verzerrungen in den Sichtweisen, so sie nicht masslos übertrieben werden, durchaus erlaubt und manchmal sogar erwünscht, weil unterhaltsam. Dies gerade deshalb, weil man uns Freunden eines wohlgeordneten Musikarchiv's eben auch mit dem Sammelbegriff und Synonym "MP3" jede Kultur abspricht. Dass aber der Computer nur Werkzeug, Mittler und natürlicher Nachkomme von Aufnahmegeräten wie der Wachswalze, dem Tonband, dem CD-Brenner und anderen HiFi-Geräten ist, wird dabei von vielen Schreibenden der Zunft und im Marketing nur allzu gern unterschlagen. Oftmals mit dem Motiv, vor allem dem eigenen Anliegen und der eigenen Klientel/Gruppenzugehörigkeit dienen zu wollen. Logisch aber auch, dass man sich deshalb nicht jeden Unsinn gefallen lassen muss.

Denn ob sich nun zwingend für hochwertige Musikwiedergabe grosse Spulen bei 38 cm/s oder ein Plattenteller drehen müssen, damit es zur Erfüllung kommt, darüber besteht ja nun wirklich zurecht große Uneinigkeit. Ähnlich den Geschmäckern "schleppt" eben jeder sein Gefühlsleben und seine Sozialisation mit sich herum, was nicht unbedingt ein Nachteil ist, wenn man sich in einer Gesellschaft mit irgendeiner Rolle präsentieren möchte. Wie weit man in diesem Zusammenhang die Individualisierung, den Snobeffekt und die Preisgabe des eigenen Selbst bis zur Lächerlichkeit treiben möchte, das bleibt ja jedem selbst überlassen.       

Da bereits mit der Aufnahme und den Übertragungs- und Weiterverarbeitungsverfahren zahllose subjektive Veränderungen (Stichwort Tonmeister, Aufnahmeleiter, Produzent) vorgenommen werden und die Aufnahmeverfahren schon in ihrem ursprünglichen Vermögen, ein Schallereignis darstellen zu können, stark kompromissbehaftet und technisch begrenzt sind, kommen dabei höchst unterschiedliche "Kunstwerke" heraus, die eben nur einen ganz kleinen Teil eines Schallereignisses in das häusliche Ambiente "übertragen" können.

Alles, was "fehlt", muss sich dann eben der Hörer in seiner Phantasie hinzudenken. Beim "Zusammenphantasieren" eines Schallereignisses anhand einer Ton-Konserve kann eine gute Anlage sicherlich helfen. Die Definition, was gut oder gut genug ist, ist aber eine doch schon recht verzwickte Sache.

Hinzu kommen dann auch noch die Eigenheiten und Besonderheiten der Übertragungsmedien. Eine LP wird nun mal anders gemastert als eine CD, und sicherlich auch anders "gesoundet", genauso, wie eine Radiosendung eben "anders" für eine Übertragung aufbereitet wird. Das hat dann zwangsläufig zur Folge, dass sich Radio anders als eine LP oder CD anhört.

Ausserdem spiegeln sich oft nach einiger Zeit gewisse Nutzergewohnheiten stark in einer Art "akustischer Erwartungshaltung" wieder. Durch Gewöhnung (auch gewollte Konditionierung) können gewisse Eigenarten, wie etwa "Knistern, Rauschen, Prasseln und Rumpeln" bei der LP oder Störungen beim Radioempfang, "ausgeblendet" werden, sodass sie nicht auffallen. Irgendwo zwischen "Genervtsein" und "Wohlgefühl" beim Auftreten "analoger Artefakte" hat jeder seinen berechtigten persönlichen Bezugs- und Angriffspunkt für intelligenteres Marketing.

Wiedergabeseitig nimmt das ganze Spiel mit den Konserven und den angeblich so tollen Anlagen für's Abspielen teilweise bizarre Formen an, bis hin zum Voodoo und der HiFi-Esoterik. Man muss das alles aber nicht mitmachen. Individualität kann auch darin bestehen, dass man irgendwann angesichts der vielen Kompromisse auch einfach mit dem "Aufstocken" der Wiedergabekette aufhört, auch wenn man den finanziellen Rahmen noch längst nicht ausgeschöpft hat. Es kann durchaus sinnvoll sein, eher in eine große Musiksammlung zu investieren, als in weitere Komponenten der Stereo-Anlage.

Irgendwo in diesem Wanderzirkus beliebig kombinierbarer Attribute und unveränderbarer Eigenheiten spielen dann auch noch die eigenen Vorstellungen und Gewohnheiten eine Rolle. Vorstellungen der Art, wie etwas zu klingen habe, oder was  gut klingt. Auch wenn diese Vorstellungen ganz simpel nur durch die akustische Sozialisation eines gewissen Zeitgeistes oder einfach durch das Lebensalter massgeblich geprägt sind. Es ist sicherlich auch vorstellbar, dass Sympathie und Antipathie für bestimmte Arten von Geräuschkulissen ebenfalls eine Rolle spielen und deshalb so mancher "Sound" schon aufgrund seines Bekanntheitsgrades personenübergreifend eine gewisse Symbolkraft und eine Art "akustisches Urvertrauen" vermitteln kann.     

Meiner Ansicht nach lohnt es sich aber, ab einer gewissen Wiedergabequalität nicht mehr weitere finanzielle Mittel oder einen gewissen Zeitaufwand aufzubringen, weil die Grenzen der Technik und der Produktionsart erreicht werden. Darüber hinaus entsteht dann nur noch irgendwas künstliches, was dann eben irgendwie gefällig oder von einem anderen Blickwinkel aus auch beliebig in alle Richtungen ausbaubar ist. Da fast alles irgendwie schon seine Abnehmer findet, lassen sich zahlreiche Geschmacksrichtungen unter die Leute bringen. Eine davon ist dann eben High(Open)End.

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Einiges von dem, was Jörg Schütt im Interview zum Thema

Jörg Schütt schrieb:

Ist guter Klang immer teuer?

sagt, ist sicher richtig, aber Allgemeingut. Die Zahlen sind einfach austauschbar. Wer sich bemüht, kann sich über den Bereich DIY, Second Hand, Bausätze und den Ebay-organisierten Direkt-Import von meist asiatischen Herstellern nahezu alles beschaffen und auch mit schmalem Geldbeutel eine Menge Spass haben. Selbst die Produkt-Plagiate (meist über Ost-Europa) sind gemessen an dem, womit ich mich in meiner Kindheit und Jugendzeit klanglich herumplagen musste von verblüffender "Qualität". Natürlich bedeutet das auch, dass dadurch der von früher bekannte Fachhandel in der Defensive ist, aber große Teile des früheren sog. Fachhandels verdienen es sicher auch nicht, zu überleben. Andererseits hat ein Händler mit guter und ehrlicher Beratung auch heute noch ganz sicher eine Chance in Nischen, und eben aus so einer Nische heraus spricht Herr Schütt. Er ist eben Teil eines auf Retroismen und Neo-Analog spezialisierten Marktes, die hochpreisig alten Wein in neue Schläuche umfüllen.

Die einzigen Konkurrenten eben dieses Marktes sind nur noch Flohmarkt-, Vintage- und andere Liebhaber, die notfalls auch zur Restauration fähig und meist auch willig sind. Das eben dieses Marktsegment manchmal mit einer etwas verzerrten Sicht auf HiFi als Ganzes spricht, ist mitunter sogar nachvollziehbar. Einer Korrektur bedarf es aber trotzdem ab und an mal, nämlich dann, wenn manche Inszenierungen einer kleinen Subkultur allzu stark übertrieben werden. So, wie das am Beispiel von Herrn Schütt bei seinen sog. Demonstrationen mittels eines iPod sicherlich der Fall ist. Auch seine Ausführungen und Wertungen zu Digitaltechnik muss man nicht unbedingt als wertvoll und zutreffend einordnen, vielmehr kann man davon ausgehen, dass er mit manchem Allgemeinplatz verklärender "analoger Herkunft" auch nur seine eigene Klientel ansprechen möchte. Es gehört halt bei manchen Personen/Gruppen zum guten Ton, ersteinmal über das allen Bekannte herzuziehen und es "schlechtzumachen", um dann das eigene Angebot passend zu platzieren. Entsprechend sollte man nachfolgende Aussage zum Besitz eines iPod gewichten.

Jörg Schütt schrieb:

Ja. Aber den nutze ich nur für Präsentationen, um hörbar zu machen, dass derart komprimierte Dateien nicht gut klingen.

Allerdings kann es auch sein, dass er ein älteres iPod-Modell besitzt. Die entsprechenden Vertreter jener Generation klangen halt auch nicht wirklich gut. Dass er den "schlechten Klang" der Audiokompression anhängt zeigt aber nur, dass er sich nicht ausreichend mit der Materie auseinandergesetzt hat und über etwas spricht, wo man sonst eher die Bälle flach halten, bzw. einfach mal lieber nichts sagen sollte, anstatt Unsinn zu verbreiten. Da er aber wohl mit HiFi sein Geld verdient, hat dieser Unsinn vermutlich eher Methode. Seine Klientel erwartet wohl auch ganz sicher, dass er sich so zu eben diesen Dingen äussert. In eben diesen Zusammenhängen sollte man also vielleicht auch nachfolgende Äußerung einordnen.   

Jörg Schütt schrieb:

Man setzt sich hin, öffnet eine Flasche Rotwein und nimmt die Musik nicht bloß technisch wahr. Man sollte spüren, dass da wirklich jemand Musik macht. Mit MP3-Dateien ist das nicht möglich, es fehlen die Farben in der Musik. Man hat zwar die Ton- und Dynamiksprünge. Aber MP3-Dateien haben eine geringe Auflösung und zeigen nicht die Klangfarben der Instrumente. Es ist kaum mehr zu unterscheiden, ob eine Geige, eine Bratsche oder ein Cello spielt.

Auch der Hinweis auf die LP musste natürlich folgen.

Jörg Schütt schrieb:

Sie kann das deutlich besser – vorausgesetzt, es ist eine gute Aufnahme. Und die Schallplatte macht das vermutlich am besten.

Man könnte das Interview natürlich noch weiter und weitaus ausführlicher kommentieren, doch eigentlich dürfte dies nicht notwendig sein, denn auch so weiss man "wen man vor sich hat".

Das Interview jedenfalls ist halt nur eine Ansammlung von Mythen und Retroismen, wie üblich abgeschmeckt mit neo-analogem Marketing. Es geht ab einer bestimmten Preisklasse vornehmlich um Lifestyle und Statussymbole. Entsprechend bedienen leutselige Protagonisten mit den immer gleichen Allgemeinplätzen und Floskeln die immer selben Leute. So man also die phantasievolle Prosa des sog. HighEnd diskutieren möchte, tut man dies am Besten, indem man die Dichtungen und Märchen des High(Open)End nicht allzu ernst nimmt. Manchmal kann es auch sinnvoll sein, sich auf das "Stammtischniveau" einiger völlig physikbefreiten Behauptungen hinunterzubegeben.

Das Interview kommt zwar gepflegt und in der Zeit daher, ist aber m.M.n. beliebig interpretierbar gehalten. Im Grunde ist es wahrscheinlich nur dem interviewten Fachhändler Jörg Schütt zu etwas nütze, weil absatzfördernd. An Informationsgehalt fehlt es der neoanalogen Floskelsammlung jedenfalls stark. Floskelsammlungen wie man sie schon von den Herren Frantzen, Böde und vielen Akteuren des Stealth- und Guerilla-Marketing in den gängigen Foren und auf diversen Webseiten hinlänglich kennt.     

Dennoch, wohl bekomms. Es muss aber jeder wissen, ob er auf sowas steht oder nicht.
Ich glaube ausserdem nicht, dass der Interviewer etwas anderes hören wollte, als das, was Herr Schütt nun wirklich zum Besten gegeben hat, denn auch die Zeit bedient eine bestimmte Klientel. Der eher konservative Einschlag passt doch bestens zu einem Lifestyle in Sachen HiFi, welcher sich als rückwärts gewandt und ebenso konservativ beschreiben lässt. Mit höherem Lebensalter kommen passend auch das Geld und der Wunsch, seinen Wohlstand entsprechend einer ebenso konservativen Lebenseinstellung durch Statussymbole nach aussen darstellen oder inszenieren zu wollen. Angeblich sind besonders ältere Singles ab Mitte 30 für diese Art von Lifestyle empfänglich. Allerdings lasse ich das ohne entsprechende Quellen mal offen, obwohl es in meinem Bekanntenkreis einige passende Beispiel gäbe. ;)

Davon abgesehen, lohnt es sich eigentlich nicht wirklich, sich auch hier nochmal mit dem Quatsch rund um hohe Frequenzen auseinanderzusetzen. In fast allen HiFi-Foren findet man haufenweise Material dazu. Ich hatte ja hierzu bereits eine diskussionswürdige Materialsammlung von David Messinger spendiert.

Abwürgen möchte ich die Diskussion aber nicht.

Es stellt sich aber die Frage, ob man diesen Allgemeinplätzen und dem vielen Unsinn drumherum, welche man an so vielen Stellen im Netz schon zuhauf findet, hier auf AudioHQ auch noch eine Bühne bieten sollte. Auf die Views/PageImpressions jedenfalls kann ich gerne verzichten. Andere Seiten hingegen brauchen sie, weil sie Auflage generieren müssen und ohne solch redundant vorgetragenen Beliebigkeiten, wie etwa Interviews mit HiFi-Händlern in der Zeit, Reklame nicht an den Besucher einer Homepage adressieren können. Insofern sind wir hier sicher im Vorteil.  :unsure: 

Oder legt wirklich jemand gesteigerten Wert darauf, sich mit diesem sich wiederholenden Schaustellertum und immer gleichem Wanderzirkus zu beschäftigen? Mir klappen beim Lesen mancher Retroismen jedenfalls die Fussnägel hoch. Geht das nur mir so? Das glaube ich kaum!

Abschliessend möchte ich aber doch noch etwas Versöhnliches loswerden.

Im Grunde genommen stellt das private (Langzeit-)Archivieren doch längst eine neue Art der Kultur dar. Immerhin findet eine Art Remix zwischen Neuem und Altem statt, denn sobald man die Musik vom Tonträger losgelöst bzw. um ihrer selbst willen übertragen hat, enden viele der tradierten lächerlichen Diskussionen um die "beste Art der Wiedergabe" und man kann sich wieder dem Musikhören widmen. Gerade das war ja eigentlich der Ausgangspunkt. "Geräte hören" und "Geräte sehen" jedoch ein völlig anderer. Letztgenanntes gehört sicherlich zum Aspekt "passende Präsentation" künstlerischer Werke, ist aber als Selbstzweck für mich doch recht unbefriedigend. 

Diese "Neue Kultur" der privaten Archivierung an sich ist von unschätzbarem Wert. Vielfach vergessen wir, wieviel Energie früher nötig war, um den musikalischen Reichtum von einer Generation an die nächste übergeben zu können und wie wenig von seinem ursprünglichen Charakter erhalten blieb. Die Reduktion auf ein Notenblatt ohne Vorhandensein der ursprünglichen Instrumente und deren zeitgenössischer Stimmung, ganz abgesehen von ehemals massgebenden Tempi, sei hier als Beispiel erwähnt.

Uns ist es wenigstens erlaubt, Zeitgenössisches in "Tonkonserven" einzufangen und zu vervielfältigen, damit möglichst viel davon überlebt. Eine Kopie in möglichst vielen Privatsammlungen ist in jedem Fall immer eine Sicherungskopie, ein Backup oder eine Versicherung für den Fall, dass anderen Ortes "etwas schiefgehen" kann. Viele Kulturen und viele Künstler, die es Wert gewesen wären, müssen und mussten auf diesen Luxus verzichten.

Gerade angesichts dieses Gedankenganges wirkt doch das völlig subjektive Herumgeeiere um die richtige "Stimmung einer Anlage" höchst albern, weil es sich eben nicht um ein Instrument handelt. Im Kontext des Luxus' wirkt genau dieses Gejammere (auch über den vermeintlichen Kulturverlust) so lächerlich, wie viele der neuzeitlichen "Klagen auf hohem Niveau". Bedauernswerterweise gilt "Wer keine Probleme hat, der macht sich eben welche".

Im Grunde genommen haben wir grosses Glück, dass die Vergänglichkeit digitaler Information durch die Leichtigkeit, mit der Kopien erstellt werden können, konterkarierbar ist.

Warum man aber allgemeinpolitisch motiviert auf das Privileg der Privatkopie verzichten soll, bleibt mir ein Rätsel. Normalerweise jedenfalls müsste jedes an der Sicherung von Kulturgütern interessierte Gemeinwesen doch auf dieses Angebot eines kostenlosen Backups (!) wesentlich wohlwollender reagieren, dafür in Kauf nehmend, dass der Maximierung von Verwertungsinteressen durch Rechteinhaber (Kunstwort) gewisse Grenzen zu setzen sind. Selbst der gemeine Filesharer wäre durchaus tragbar. Sicherlich, z.B. Dieter Bohlens Musik hat es m.E. nicht unbedingt verdient, in "Tonkonserven", welcher Art auch immer, Generationen zu überleben, aber als Zeugnis zeitgenössischer Werke der 80er muss sie als Maßstab für vorhandene Schöpfungshöhe zugänglich oder abrufbereit sein, damit weniger Populäres und sein Grad an künstlerischer Entfaltung mittels direkten Vergleichs dokumentiert werden kann.

Musik als erhaltenswertes Kulturgut hat meiner Ansicht nach, unabhängig von der Herkunft, immer schon ein Geburtsrecht auf Freiheit und Dokumentation verdient. So gesehen sollte m.M.n. jeder, der ein privates auf Langzeitarchivierung ausgerichtetes zeitgenössisches Dokument künstlerischer Werke als Backup anlegt und es weitergibt, einer Würdigung wert sein. Für mich jedenfalls war es seit Jahren ein Genuss, diese Idee durch meine Tätigkeit, u.a. auch hier auf AudioHQ, weiterzuverbreiten.

Gruss

Hier gehts zum [url=http://www.playauditorium.com/]Auditorium[/url] ...

Re: Interview in der ZEIT

Hallo,
also deine Argumente in dieser Sache sind nicht gerade überzeugend, geschweige denn sachlich.

Zitat:
"einer Ansicht nach lohnt es sich aber einer gewissen Wiedergabequalität überhaupt nicht mehr weiter mit großen Mengen finanzieller Mittel oder Zeitaufwand zu investieren, weil die Grenzen der Technik und der Produktionsart erreicht werden. Darüber hinaus entsteht dann nur noch irgendwas künstliches, was dann eben irgendwie gefällig oder von einem anderen Blickwinkel auch beliebig in alle Richtungen ausbaubar ist. Da fast alles irgendwie schon seine Abnehmer findet, lassen sich zahlreiche Geschmacksrichtungen unter die Leute bringen. Eine davon ist dann eben High(Open)End."

Was bitte heißt ab einer gewissen Wiedergabequalität? Was für Grenzen sind erreicht? Was für Geschmäcker?

Entscheidendes Kriterium bei der Audiowiedergabe ist und bleibt das hören. Was auch sonst.
Dabei kann es sehr wohl vorkommen, dass eine "kostengünstige" Anlage objektiv besser klingt als eine deutlich teurere. Das Hören, wie das Denken wird einem dabei nicht abgenommen!

Aber wie immer ist es viel einfacher, man verlässt sich bei der Gerätewahl z.b. auf Messergebnisse! Aber, was nützen die besten Messergebnisse, wenn das Hören keinen Spaß macht.
Das Todschlagargument der "Hör-Verweigerer" ist dann das Stichwort: "Vodoo", wenn sie nicht mitreden wollen oder können.

Was ist objektiv?
Wie bitte beurteile ich z.b. die Widergabequalität eines Fotoabzugs oder eines Fernsehbilds?
Entscheidend ist die Bildschärfe und Farbwidergabe.
Wenn auf dem Fotoabzug die Farben verfälscht wiedergegeben werden (Stichwort grünstich) ist doch die Beurteilung einfach. Das ist nämlich eindeutig nicht natürlich!


"... man also als Anfänger im HiFi irgendwo anfangen will, so sollte man natürlich und originalgetreu nicht allzu wörtlich nehmen..."

Aber bitte, was denn sonst?
Wenn z.b. eine Querflöte über die Anlage nervig, schrill und unangenehm klingt, kann ich das sehr wohl objektiv als eine nicht natürliche Klangdarstellung bezeichnen.
Wie so oft kommt es dabei auf den Vergleich an.

Was ist mit räumlichen Widergabe einer Anlage?
Hier wird natürlich beim Abmischen entschieden wo die Instrumente platziert sind.
Umso besser die Musikanlage ist, umso differenzierter werden die Instrumente dann untereinander räumlich voneinander getrennt und im Widergaberaum verteilt.
Das ist objektiv einfach zu beurteilen. Das hat nichts mit Hörgewohnheiten zu tun, höchstens mit Tomaten auf den Ohren.


Ich kann mich z.B. sehr gut an die Ankündigungen der CD-Technik erinnern. Das Optimum ist erreicht und aufgrund der Technik klingen alle CD-Spieler gleich.
Alles Unfug, wie die Hörvergleiche dann zeigten.


Zum Thema analog/Schallplatte und digital/CD
Es geht es nicht darum, das eine gegen das andere Auszuspielen.
Beides hat seine Berechtigung und macht viel Spaß, da jedes seine Stärken und Schwächen hat.

Ich meine, wie so oft kommt es auf das gesunde Mittelmaß an.
Was die Hersteller sagen, ist logischerweise nicht auf die Goldwaage zu legen. Die wollen verkaufen. Mittlerweile sagt jeder Fuzzi zu seinem Produkt es sei highend. Ist natürlich totaler Quatsch und ist ein anderes Thema.

Nicht alle wollen und können "gut" hören.  Weil sie sich es z. B.  nicht selber zutrauen, ein Urteil zu fällen. Das ist aber ein subjektives Ding.
und,
ich muss nicht Unsummen für eine Anlage investieren, es geht auch mit vertretbaren Mitteln.

In diesem Sinne

Gruß und Danke für die Aufmerksamkeit

4 bearbeitet von DAU (Original: 2007-11-03 18:37)

Re: Interview in der ZEIT

Moin, und willkommen hier...

joethebest,03.11.2007, 15:45 schrieb:

Was bitte heißt ab einer gewissen Wiedergabequalität? Was für Grenzen sind erreicht? Was für Geschmäcker?
Entscheidendes Kriterium bei der Audiowiedergabe ist und bleibt das hören. Was auch sonst.

Das stimmt so nicht.
Will man allgemeinverbindliche Qualitätsaussagen treffen, so spielen das Hören eines Konsumenten, seine Präferenzen und der Geschmack eine vernachlässigbare Rolle in dem Sinne, was der Einzelne zu hören, zu werten und zu unterscheiden glaubt. Ausserdem: Die Akustik nur seines Abhörraums und die Summe nur seiner Musik-Auswahl anhand von nur von ihm als gut bewerteten Aufnahmen sind schlichtweg selten in Einklang mit einem Kriterienkatalog zu bringen, den man im Sinne verallgemeinbarer Aussagen bereitstellen müsste, um wenigstens ansatzweise eine Vergleichbarkeit herstellen zu können.

Ohne einen solchen "Kriterienkatalog" verharrt man m.E. immer auf Stammtisch-Niveau. Das, was Einzelne, Webseiten und Zeitschriften auf dem Gebiet von High(Open)End wortreich über Hörerlebnisse aus dem HiFi zusammenphilosophieren, spielt i.d.R. keine Rolle, wenn es um allgemeine Aussagen zur Qualität geht. Für den Einzelnen ist es allerdings subjektiv von Bedeutung, dann aber eben nicht verallgemeinerbar.   

joethebest,03.11.2007, 15:45 schrieb:

Dabei kann es sehr wohl vorkommen, dass eine "kostengünstige" Anlage objektiv besser klingt als eine deutlich teurere. Das Hören, wie das Denken wird einem dabei nicht abgenommen!

Das, was Du hörst, wird bei der Lautsprecherwiedergabe hauptsächlich durch den Raum beeinflusst. Die Nachhallzeiten, Verteilung der Reflektionen, Raummoden im Bassbereich, bzw. die Gesamt-Akustik eines Raums spielen die Hauptrolle.

Grösster Nachteil bei Benutzung von Kopfhörern oder Ohrlautsprechersystemen hingegen sind die darauf nicht ausgelegten Aufnahmen. Für Kopfhörer-Wiedergabe eignen sich eigentlich nur Aufnahmen, die auch auf die Rahmenbedingungen des Kopfhörers Rücksicht nehmen, wie z.B. Kunstkopfaufnahmen.

Hinzu kommen dann auch noch Unzulänglichkeiten der Übertragungstechnik, der Aufnahmetechnik, der Geschmack des Tonmeisters, Modeerscheinungen, wie z.B. das Loudness-Race, und natürlich auch die Psychoakustik oder Placeboeffekte. Langfristige Überzeugungen, die Herstellerwerbung, der Einfluss der Presse und der Peergroup, sowie bestimmte Aspekte der Markenpsychologie sind auch noch ausschlaggebend bei dem, was man zu hören meint.

joethebest,03.11.2007, 15:45 schrieb:

Aber wie immer ist es viel einfacher, man verlässt sich bei der Gerätewahl z.b. auf Messergebnisse!

Ja.
Denn wenn man erst einmal angefangen hat, anhand von Kriterienkatalogen technischer und verallgemeinerbarer Art zu messen und zu werten, kommt man irgendwann an den Punkt, ab dem einem klar wird, dass die Weiterentwicklung im HiFi irgendwie stehengeblieben ist, bzw., dass einerseits das, was seitens der Hersteller angeboten wird, zwar fast jeden Geschmack bedient und auch neue Geschmäcker generiert (siehe aktuell die Modeerscheinung "Trinaural-Prozessor"), andererseits aber auf breiter Front die Qualität seit mehr als einem Jahrzehnt fast gleich geblieben ist, weil hier über viele Preisklassen hinweg nur noch Ähnliches bis Identisches in jeweils anderen Verpackungen verkauft wird, wobei Marken, High(Open)End-Worthülsen und Voodoo die entstandene Beliebigkeit verdecken sollen.

Noch immer werden überwiegend Lautsprecher nicht auf den Raum eingemessen, die Geräte passen teilweise in ihren Leistungswerten nicht zueinander oder passive Konzepte überwiegen immer noch, obwohl aktive Konzepte mehr Vorteile bieten. Noch immer wird mehr nach Marke, Testbericht und nach sog. Bestenlisten ge- und verkauft, anstatt sich vom entsprechend qualifizierten Fachpersonal eine zum Raum passende Anlage einrichten zu lassen. 

joethebest,03.11.2007, 15:45 schrieb:

Aber, was nützen die besten Messergebnisse, wenn das Hören keinen Spaß macht. Das Todschlagargument der "Hör-Verweigerer" ist dann das Stichwort: "Voodoo", wenn sie nicht mitreden wollen oder können.

Diesen Absatz verstehe ich nicht.

joethebest,03.11.2007, 15:45 schrieb:

Was ist objektiv?
Wie bitte beurteile ich z.b. die Widergabequalität eines Fotoabzugs oder eines Fernsehbilds? Entscheidend ist die Bildschärfe und Farbwidergabe.
Wenn auf dem Fotoabzug die Farben verfälscht wiedergegeben werden (Stichwort grünstich) ist doch die Beurteilung einfach. Das ist nämlich eindeutig nicht natürlich!

Ein Foto ist ein Foto.
Ein Film ist ein Film.
So etwas, wie Natürlichkeit in der visuellen Wiedergabe kann es nicht geben.

Ebenso ist es bisher nicht möglich, eine akustische Gesamtsituation adäquat einfangen und zu einem späteren Zeitpunkt demgemäss wiedergeben zu können.

joethebest,03.11.2007, 15:45 schrieb:

Aber bitte, was denn sonst?
Wenn z.b. eine Querflöte über die Anlage nervig, schrill und unangenehm klingt, kann ich das sehr wohl objektiv als eine nicht natürliche Klangdarstellung bezeichnen. Wie so oft kommt es dabei auf den Vergleich an.

Würdest Du messen, so könntest Du diese Verzerrungen und Verfälschungen auch verringern. Das endet dann aber trotzdem da, wo die Technik es nicht mehr hergibt und erst recht dort, wo die höchst unterschiedlichen auf "Musikkonserven" verkauften Aufnahmen und Abmischungen insoweit auseinanderlaufen, dass man zwar hier und dort eine Verbesserung erreicht, dafür aber wieder andere "Konserven" verzerrt.

joethebest,03.11.2007, 15:45 schrieb:

Was ist mit räumlichen Widergabe einer Anlage? Hier wird natürlich beim Abmischen entschieden wo die Instrumente platziert sind. Umso besser die Musikanlage ist, umso differenzierter werden die Instrumente dann untereinander räumlich voneinander getrennt und im Widergaberaum verteilt.
Das ist objektiv einfach zu beurteilen. Das hat nichts mit Hörgewohnheiten zu tun, höchstens mit Tomaten auf den Ohren.

Die Hörraumakustik hat einen weit grösseren Einfluss auf den künstlich arrangierten Eindruck, zu dem meist noch nicht einmal eine akustische Referenz besteht. Sieht man einmal von der Ankopplung Raum/LS ab, so hat das ganze "Gerätegeraffel" davor, mit Ausnahme der Aufnahme, einen vergleichsweise lächerlichen Einfluss. Ansonsten beginnt guter Klang bei einer guten Aufnahme. Der Rest hat nur noch einen geringen Einfluss, bzw. mit Natürlichkeit im Vergleich zur Referenz nichts mehr zu tun.

joethebest,03.11.2007, 15:45 schrieb:

Ich kann mich z.B. sehr gut an die Ankündigungen der CD-Technik erinnern. Das Optimum ist erreicht und aufgrund der Technik klingen alle CD-Spieler gleich. Alles Unfug, wie die Hörvergleiche dann zeigten.

Vom Standpunkt der Messtechnik und insbesondere der Grössenordnung aus kann man schon lange sagen, dass die meisten Geräte wie CD-Player und Verstärker gleich klingen. Ausser, sie sind "gesoundet" oder der Klang wird durch Fehlanpassungen und Anomalien in der Verbindungstechnik verursacht. Solche Veränderungen lassen sich aber messen. Die meisten "Phänomene-Hörer" und High(Open)End-Voodooisten würden aber wohl dabei versagen, dies herauszuhören. Bei Testsignalen würden sie den Test vielleicht noch bestehen, bei Musik jedoch fast nicht.

joethebest,03.11.2007, 15:45 schrieb:

Zum Thema analog/Schallplatte und digital/CD Es geht es nicht darum, das eine gegen das andere Auszuspielen.
Beides hat seine Berechtigung und macht viel Spaß, da jedes seine Stärken und Schwächen hat.

Ich meine, wie so oft kommt es auf das gesunde Mittelmaß an.
Was die Hersteller sagen, ist logischerweise nicht auf die Goldwaage zu legen. Die wollen verkaufen. Mittlerweile sagt jeder Fuzzi zu seinem Produkt es sei highend. Ist natürlich totaler Quatsch und ist ein anderes Thema.

Nicht alle wollen und können "gut" hören.  Weil sie sich es z. B.  nicht selber zutrauen, ein Urteil zu fällen. Das ist aber ein subjektives Ding. und, ich muss nicht Unsummen für eine Anlage investieren, es geht auch mit vertretbaren Mitteln.

Worauf willst Du hinaus, geht's auch etwas präziser? ;)
Vieles von dem, was Du hier in Deinem ersten Beitrag zusammengetragen hast, ist leider sehr allgemein gehalten. Es lohnt fast gar nicht der Diskussion oder des Widerspruchs, weil es simpler HiFi-Floskelei entspricht.

Diese drei Beispiele sind eher eine schlechte Grundlage für eine Konversation:

Manche Anlagen klingen gut, andere nicht.
Manche Aufnahmen klingen gut, andere weniger gut.
Manche hören besser als andere, andere eher weniger gut.



Gruss :rolleyes:

Hier gehts zum [url=http://www.playauditorium.com/]Auditorium[/url] ...

5 bearbeitet von caliban (Original: 2007-11-04 11:51)

Re: Interview in der ZEIT

Was ist objektiv?
Wie bitte beurteile ich z.b. die Widergabequalität eines Fotoabzugs oder eines Fernsehbilds?
Entscheidend ist die Bildschärfe und Farbwidergabe.
Wenn auf dem Fotoabzug die Farben verfälscht wiedergegeben werden (Stichwort grünstich) ist doch die Beurteilung einfach. Das ist nämlich eindeutig nicht natürlich!

Ich möchte nur kurz zu dieser Aussage von dir Stellung nehmen.

In der Produktionskette - sei es im Fernsehen oder bei der Bildbearbeitung - wird sehr wohl gemessen und kalibriert. Anders ist das garnicht möglich. Ich weiß nicht woher du dein Wissen nimmst, aber ich habe gelernt, dass dir keine Rundfunkanstalt ein Band abnimmt auf dem zu Beginn nicht eine gewisse Zeit genormte Farbbalken (EBU) und genormter Testton drauf ist. Anders nimmt dir das niemand ab. Wenn es dann darum geht zu schauen, ob bei der Signalübertragung (beim Überspielen der Bänder etc.) etwas schief gelaufen ist, wird - ob du es glaubst oder nicht - dieses genormte Signal (Farbbalken + Testton) eingeMESSEN.
Beispielsweise schaut man dann mit Hilfe eines Vektorskops inwiefern Farben verfälscht wurden. Das sind Abweichungen die subjektiv nicht zu beurteilen sind.

Denn das Problem an deiner subjektiven Wahrnehmung ist ihre Abhängigkeit von unendlichen vielen Faktoren. Deine optische Wahrnehmung ist nicht in der Lage beispielsweise neutrales Grau oder reines Weiß zu beurteilen. Wenn du ein Bild oder Foto mit Bergen und Schnee darauf hast, wirst du einfach WEISS sehen, weil deine Erfahrung sagt, dass Schnee weiß IST. Unter dem Messgerät oder in der digitalen Bildbearbeitung würde man schnell sehen, ob dir dein Auge da nicht einen Streich gespielt hat. Noch komplizierter ist es in der Natur. Deine Wahrnehmung ist niemals neutral, sondern immer vorgeprägt. Beispiel: Du machst an einer Kamera KEINEN Weißabgleich und filmst dieselbe Szene einmal Mittags und einmal Abends. Du definierst Natürlichkeit wahrscheinlich durch das was du siehst. Also wird dir die enorme Rotverschiebung abends unnatürlich vorkommen. Aber eigentlich ist die Kamera diejenige, die "nicht lügt". Sie zeichnet Tatsachen auf, nämlich eine Rotverschiebung im gesamten Umgebungslicht. Du bist direkt garnicht in der Lage, dies Überhaupt wahrzunehmen.

Ganz davon abgesehen, dass der Fehler nicht einmal am Bild selbst liegen muss, sondern am Wiedergabegerät (weil es nicht eingemessen und kalibriert ist) oder an der Umgebung (bei Audio die Raumakkustik, bei Video die Lichtverhältnisse). Am Ende der Produktion muss natürlich der subjektive Eindruck stimmen, sonst verkauft man nichts.

Aber Lego hat recht, wenn er alles was er sagt auf allgemein gültige Aussagen bezieht. Darum geht es hier. Und da hat Subjektivität nichts verloren.
Und deine Wahrnehmung ist niemals objektiv. Jemand der mir etwas anderes erzählen will, kann und will ich nicht für voll nehmen.

Ihr lehrtet mich reden, und der ganze Vortheil den ich davon habe, ist daß ich fluchen kann; daß ihr die Pest dafür hättet, daß ihr mich reden gelehrt habt!

Re: Interview in der ZEIT

Zur Bildwiedergabe:

Caliban, du hast natürlich Recht!
Vielleicht sollte ich daher nicht mehr von der erwünschten Objektivität sprechen.

Entscheidend ist doch letztendlich der visuelle Eindruck am Ende der Bildwiedergabe. Und dieser muss meiner Meinung nach „natürlich“ sein!

Das ist meine Prämisse bei der Bild- und Tonwiedergabe.

Dein Beispiel mit dem Abendlicht hierzu ist sehr gut und einleuchtend!
Schlecht wäre es bei der Belichtung der Abendaufnahme, einen Weißabgleich durchzuführen! Die Abendstimmung wäre bei der Wiedergabe dahin.
Will ich nicht bei der Wiedergabe sehen, ob es Abend oder Mittag ist?
Dazu gehört eben einen Rotstich im Bild.
Was ich vorher zum „Farbstich“ meinte, war z.b. die typische Farbverschiebung bei Diafilmen!

Mache ich mit einer Digitalkamera jeweils einen Weißabgleich (Mittags, wie Abends), ist die „Stimmung“ dahin und aufgrund meiner vorgeprägten Seherfahrung kann ich nicht erkennen, ob jetzt „Abendstimmung“ angesagt ist.

Diese vorgeprägte Seherfahrung in der Natur ist doch mehr oder weniger objektivierbar, da Alltagserfahrung!
Wenn ich natürlich noch nie einen Sonnenuntergang erlebt habe, kann ich das weder wahrnehmen, noch beurteilen.

Wenn ich mir einen Fernseher aussuche, beurteile ich die Bildqualität, abgesehen von der Schärfe, aufgrund dieser Erfahrungen.
Natürlich wird es zwischen den Käufern unterschiedliche „Geschmäcker“ geben.
Im Großen und Ganzen lässt sich die Bildqualität, in Hinblick auf eine natürliche Wiedergabe, jedoch nahezu objektiv bewerten. Und dies gilt auch für den Ton.

Da es beim Sehen und Hören um die Sinne geht, sind das auch die entscheidenden Messinstrumente am Ende der Produktion.


Zum Ton:
Wenn ich noch nie eine echte Geige oder Querflöte gehört habe, kann ich vielleicht nicht beurteilen wie sie klingen muss und kann. (jetzt unabhängig davon, bei welcher Raumakustik).


zu Lego
Aber wie soll ich jemanden erklären, was bei der akustischen Wiedergabe Räumlichkeit bedeutet? ... oder richtiges Timing, oder Präzision, oder Stimmigkeit?
Das kann man nur hören und erfahren, wenn man dazu offen und bereit ist.
Es soll übrigens sehr, sehr viele geben, die diese Erfahrungen mit mir gemacht haben.

Wenn mich die Musik emotional anspricht, sodass es mich mitreist und einfach Spaß macht, dann ist das die bessere Wiedergabekette.

Genauso, wie es mir in einem Live-Konzert eiskalt den Rücken runterläuft, wenn mich der Schmelz einer Geige trifft.
Das sind Emotionen, die mir auch meine audiophyle Anlage in Annäherung verschaffen kann.

Das bitte, kann nun mal ein 08/15- Japanverstärker mit Mr.Hit-Boxen und Beipackstrippen nicht.
Ich habe jahrelang in Hifi-Studios gearbeitet, um das mit Sicherheit beurteilen zu können. Meine Kunden konnten dies in Hörvergleichen mehr oder weniger eindeutig nachvollziehen.

Da sind die Messwerte zweitrangig, denn es geht um das Ansprechen der Sinne!
Vielleicht wie der Geschmackssinn?!

Und das sind Dinge, die nicht nur ich, sondern auch andere „wache Ohren“ wahrgenommen haben und wollten.
Aber vielleicht gaukeln die den Anderen nur was vor, um sich wichtig zu machen?


Gruß

7 bearbeitet von Lego (Original: 2007-11-07 23:39)

Re: Interview in der ZEIT

Moin

joethebest,07.11.2007, 22:43 schrieb:

zu Lego
Aber wie soll ich jemanden erklären, was bei der akustischen Wiedergabe Räumlichkeit bedeutet? ... oder richtiges Timing, oder Präzision, oder Stimmigkeit?
Das kann man nur hören und erfahren, wenn man dazu offen und bereit ist.
Es soll übrigens sehr, sehr viele geben, die diese Erfahrungen mit mir gemacht haben.

Wenn mich die Musik emotional anspricht, sodass es mich mitreist und einfach Spaß macht, dann ist das die bessere Wiedergabekette.

... nur um Unklarheiten zu beseitigen. Uns ist es herzlich egal wie Du

*  Timing
* Präzision
* Stimmigkeit

zu erklären versuchst. Lege Deinen Beschreibungen eine passende verallgemeinerbare Übersetzung  oder ein passendes Beispiel bei und niemand hat hier ein Problem damit.

Alles andere ist der übliche weichgespülte "HiFi-Stammtisch-Nonsens" der in allen bekannten "Etablissements" nun wirklich genügend Raum findet, nur eben aus gutem Grund nicht hier auf AHQ. Wir bemühen ua. Dinge zu sammeln, die eine Diskussion weiter bringen würden, so man uns Ansatzpunkte liefert, die der Mühe wert sind.

Beispiel zur Provokation:
"Räumlichkeit" ist das Produkt aus
*  dem was der Tonmeister meinte zusammenmischen zu müssen
*  dem was eine Stereoanlage so meint so alles verändern zu dürfen, ohne dass es aufällt und der
*  Raumakustik mit all ihren Eigenheiten



Auch auf die Gefahr und den Wunsch hinaus, dass mir jemand widersprechen möge, behaupte ich einfach mal stellvertretend, dass uns Deine Sinneseindrücke ohne einen "Katalog zu Übersetzung" (nur allein Deines Sinnes-Ausdrucks) und die wieder mal fehlende Konkordanz herzlich wenig interessieren.

Nur für den Fall, dass jetzt eine pers. Betroffenheit zustande kommt, ich entschuldige mich selbstverständlich auch für den fehlenden Komfort im WWW der durch die Existenz unserer Ressource ausgelöst wird wenn sich irrtümlicherweise "Subjektivisten" zu uns verirren und hier selbstverständlich nicht den Schutz genießen derer sie sich eigentlich eigentlich nie würdig erwiesen haben.

Manche Dinge muss man aber einfach hinnehmen, in der Gewissheit sie zu einem anderen Zeitpunkt und passender Vorbereitung besser ausarbeiten zu können.

joethebest,07.11.2007, 22:43 schrieb:

Genauso, wie es mir in einem Live-Konzert eiskalt den Rücken runterläuft, wenn mich der Schmelz einer Geige trifft.
Das sind Emotionen, die mir auch meine audiophyle Anlage in Annäherung verschaffen kann.

Das bitte, kann nun mal ein 08/15- Japanverstärker mit Mr.Hit-Boxen und Beipackstrippen nicht.
Ich habe jahrelang in Hifi-Studios gearbeitet, um das mit Sicherheit beurteilen zu können. Meine Kunden konnten dies in Hörvergleichen mehr oder weniger eindeutig nachvollziehen.

Da sind die Messwerte zweitrangig, denn es geht um das Ansprechen der Sinne!
Vielleicht wie der Geschmackssinn?!

Und das sind Dinge, die nicht nur ich, sondern auch andere „wache Ohren“ wahrgenommen haben und wollten.
Aber vielleicht gaukeln die den Anderen nur was vor, um sich wichtig zu machen?

Wende Dich bitte vertrauensvoll an einen HiFi-Stammtisch oder ein HiFi-Plauder-Forum. Ich gehe davon aus, daß dort durch Offenheit motivierte Freudigkeit einen Bericht zu verallgemeinern gern aufgenommen wird, hier auf AHQ aber sorgt er nur für nachvollziehbare Unmut abseits der willentlich beschrittenen Pfade.

Nur um der klaren Verhältnisse wegen, "wache Ohren" sind ein Begriff, bei dem wir uns  uns einfach doof stellen, schon sind wir die damit zusammenhängenden Blödeleien rund ums HiFi los. Fertig. (Selbstverständlich mit dem Hintergrund, daß man uns diese Lücke läßt, unsere knappen Ressourcen nicht für hanebüchenen Unsinn zu verschwenden)

@joethebest

Du kannst völlig frei sprechen, genießt hiermit unseren Schutz Dich hinsichtlich des Themas auszusprechen. Wir haben keinen Zeitdruck und lesen allesamt interessiert  mit.

Aber bitte verschone uns vor den Possen aus den HiFi-Foren, die wir ohne einen diplomwürdigen  Übersetzungs- und Interpretations-Katalog gar nicht erst akzeptieren möchten.

Gruss
Jochen

Hier gehts zum [url=http://www.playauditorium.com/]Auditorium[/url] ...

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Re: Interview in der ZEIT

@joethebest:

Ich bezweifle, daß man Diskussionen über Bildwiedergabe in einem Forum über Audio-Archivierung führen sollte. Sie gehören weder hier her noch sind sie geeignet, eine Problematik im Akkustik-Bereich bildhaft zu bescheiben.

Nur soviel: Hätten Fotos oder Videos messbar die gleichen Farb-, Kontrast-  und Helligkeitswerte wie das aufgenommene Objekt (bzw. die Szenerie), würden sie dem Betrachter in jedem Fall grottenhässlich erscheinen. In diesem Bereich herrscht eine enorme Subjektivität.


Was die eigentliche Diskussion betrifft:
Hier wirst Du überwiegend auf Leute treffen, die Kabelklang als Voodoo abtun und auf Blindhörtests vertrauen, wenn sie die Originaltreue von verlustbehafteten (und verlustfreien) Audio-Codecs beurteilen.

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie viel Substanz Du den Argumenten von Lego entgegensetzen kannst...

Raubkopieren ist nicht der ideologische Kampf gegen das böse System,
sondern egoistische, arrogante, knausrige Scheiße.