... vermutlich meint er mit "komplex" etwas ähnliches wie "auf den ersten Blick erschlagen" und das "zu" umschreibt eine relative Beziehung zu bisherigen Erfahrungen, Konditionierungen (von außen passiv Antrainiertes) und Gewohnheiten. ;) Ich kann das durchaus nachvollziehen.
Foobar2000 bietet soviele Optionen, daß die meisten Anwender erschlagen werden mit Möglichkeiten und Wörtern, Begriffen und Zusammenhängen, mit denen sie bisher nie in ihrem Audiosoftware-Leben konfrontiert waren. Welcher Umsteiger vom Windows Media Player, iTunes oder Winamp weiß schon etwas mit Dither oder genaueres mit Resampling im Output anzufangen, oder kann erklären warum man vor und hinter eine DSP-Kette einen Resampler setzt.
Bisher war es ja bei den meisten Anwendungen der Fall, daß selbst erfahrene Nutzer von Funktionen und erweiterten Einstellungen mitunter ferngehalten wurden. Hierzu dienten verspielte Assistenten und Analogien wie etwa "intelligente Wiedergabelisten", um "Regelsysteme" und Eingaben für Abfragen (Queries) an Datenbanken zu umschreiben. Oder was ist daran "intiutiv" wenn man unter MacOS "einfach nur" Wechseldatenträger (zB Zipdisketten) auf den Mülleimer ziehen muß, um sie auszuwerfen. An diesen beispielhaften Desktop-Schreibtisch-Analogien kann ich selbst nach 12jähriger IT-Erfahrung nichts wirklich offensichtlich "naheliegendes" finden. Im realen Leben habe ich bisher mit dem Einwerfen von Datenträgern in meinen Hausmüll nie nennenswerte Nutzeffekte erreichen können, mit Ausnahme der Entsorgung natürlich. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie weit einfache Programmierkonzepte und Benutzerrealität manchmal auseinanderklaffen können.
Viele dieser vermeintlich "naheliegenden" Analogien fehlen bewußt in Foobar2000, was von Vorteil für den "Advanced User" ist und eine Offenbarung zugleich. Er muß sich nicht mehr durch einen Wald ressourcenfressenden Klickie Klickie Krams hindurchmanövrieren und sich nicht mit mehr oder weniger "sinnigen" Analogien und vertrackten Phantasiegebilden (Organigrammen) verspielter GUI-Programmierer stellen, sondern kann sich ganz auf die Problemstellungen konzentrieren. Foobar2000 ist in dieser Hinsicht nur ein Angebot, keiner muß es annehmen. Mit Foobar2000 kann man Erfahrungen sammeln und es mit den angebotenen Modulen erweitern. Wird eine dringend benötigte Funktion nicht angeboten, so kann man mit dem SDK sogar bei Bedarf eigene Module programmieren. Hierin liegt eine nicht unwesentliche Motivation für Nutzer mit Programmier/Scripting-Kenntnissen Foobar2000 zu benutzen. Es muß nicht wie sonst bei kommerzieller Software ohne Zugriff auf die Quellcodes gewartet werden bis ein Bugfixing oder dringend nötiges Feature mit einer der Folgeversion eines Programmes nachgeliefert wird, sondern man kann bei Bedarf selbst im Entwicklerforum aktiv werden und Requests (Nachfragen) erstellen.
Das was bisher an 3-Party Komponenten verfügbar ist, scheint nur die Vorhut einer gigantischen Menge an Komponenten der Zukunft. Sowas zeichnet sich bereits ab und läßt sich aus der langen Geschichte von Winamp auch für Foobar2000 übertragen und prognostizieren. Wahre Professionalität besteht vermutlich am ehesten darin, eigenes Wissen und Erfahrung soweit umzusetzen, daß es mit Foobar2000 oder einem x-beliebigen anderen Programm gelingt eine Aufgabenstellung zu lösen, mehr muß ein Programm gar nicht leisten. Je nachdem wie gut es das tut, entscheidet ein Benutzer darüber, ob er es verwendet oder sich ein anderes sucht. Bei Foobar2000 und den zur Verfügung stehenden Komponenten bekommt man zuerst mal schmucklos eine simple Funktion und Suboption, was man dann daraus macht und wie man es ausschmückt liegt am Nutzer selber. Das farbarme skinlose Ambiente nutzt den latent vorhandenen Spieltrieb beim Nutzer, um ähnlich einem Metallbaukasten, Abstraktionsfähigkeit und technisches Wissen zu vermitteln, während andere halt lieber mit bunten Püppchen spielen oder graphische Novellen lesen. Wie so oft, "Jedem das Seine".
Mit Foobar2000 wird ein "Advanced User" (versierter Nutzer) mit maximaler Konfigurierbarkeit, Flexibilität und einer erschlagenden Funktionsfülle auf engstem Raum (fast ohne Erklärung) konfrontiert, aber auch für seine Eigenleistung der Einarbeitung belohnt, die im Normalfall ohnehin allein stattfindet. Maßgebliche Motivation ist hier Entdeckerfreude und ein "trotzdem weitermachen", bis die ersten Erfolgerlebnisse kommen, sowas sind dann Schlüsselerlebnisse und Erkenntnisse, die miteinander kombiniert neue Funktionen freilegen und immer wieder das simple Ausprobieren motivieren.
Foobar2000's Konzept verläuft in dieser Hinsicht komplett gegensätzlich zur derzeitigen von der MS Luna-GUI angetriebenen Klickie Klickie Buntie Buntie-Windows Welt. Manchmal kommt man sich auf einem XP-Desktop bei angeschaltetem Luna und Skining vor, als hätte man ein psychodelischen Flashback von irgendeinem Trip aus den Jugendtagen, amerikanischer Glamour-Christbaum und "Alice im Bonbonland" lassen grüßen. Noch krasser ist fogendes Erlebnis. Ich hab mal minutelang nach der Ursache eines Störgeräusches in meiner Anlage gesucht, dabei hat sich dieser dämliche nutzlose "Hunde-Assistent" aus dem XP-Suchdialog nur aus Langeweile hinter den Ohren gekratzt. Dummerweise hat er das mit wechselnder Frequenz und nicht sehr häufig getan, sodaß ich die Ursache nicht erkennen konnte.
Bitte an dieser Stelle nicht falschverstehen, ich bin kein Fan davon, daß alles was optimal funktioniert auch wie ein hingerotzter PreAlpha-Programm aussehen muß. Glücklicherweise ist dies bei Foobar2000 ja auch nicht der Fall. Allenfalls folgt hier das Design ein wenig arg krass und technokratisch nüchtern dem Leit-Motiv "Form follows Function", um wiederum aber genau dadurch ebenfalls Aufmerksamkeit zu bekommen. Das extreme "looks like a Notepad"-Design nach einer Instalation bricht übrigens gewollt mit der Effekthascherei von vielen Jahren Multimedia-PC seit 1997/1998. Hieran kann man etwas die Protesthaltung des EX-Winamp Programmierers Peter Pawlowski ablesen, dem seine WASABI-fixierten Kollegen (Winamp 3.0) vermutlich zum Hals raushingen. Mit der Nullsoft-Pleite und dem Aufkauf durch AOL wurde ihm das vermutlich zu doof und entsprach nicht mehr seinem bevorzugten Umfeld.
Foobar2000 widerspricht halt der Assistenten-Wunderwelt, die für einen Nutzer alles automatisch erledigen können soll. Deren Bedienung aber auch nicht weniger trivial ist als die ursprüngliche Aufgabenstellung. Meines Erachtens sind Assistenten in Teilen nur eine weitere Lüge, die Einsteigern vorgesetzt wird. Sie sollen helfen Dinge zu verstehen und Dinge erledigen, die sie eigentlich nicht können und meist auch gar nicht richtig verstehen und überblicken. Dies geht sogar soweit, daß man Menschen PCs mit dem Versprechen potentieller technischer Machbarkeit verkauft, die eigentlich überhaupt keinen PC brauchen oder nutzen wollen. Darauf basiert ein nicht geringer Teil einer ganzen Industrie. Wenn man dann selbst unter zuhilfenahme eines Assistenten an Aufgaben scheitert, so ist aus der Sicht der Programmierer und Verkäufer der Nutzer immer selbst dran schuld. Er wird für "doof erklärt", bevormundet.
Meiner Meinung nach eine mitunter perverse Logik, die den Spass am Hobby vereiteln kann, Anwender entmündigt und zum reinen Käufer degradieren will. Was nach dem Kauf passiert ist irrelevant, dieser Verantwortung entziehen sich kommerzielle Software-Anbieter ohnehin gern durch Ausschluss innerhalb einer EULA. Sinn dahinter ist es, mit einer Funktionsfülle zu glänzen, die zwar real gar nicht da ist, so wie im Falle Datenbankabfragen in iTunes. Hauptsache man kann gegenüber vor dem Kunden glänzen. Mit dem Verkauf erledigen sich dann jegliche Zuständigkeiten, oder aber sie sind teures 0190/0900-Zusatzangebot. Die mit minimalem Aufwand zu erlernende Abfrage einer Datenbank ist aber unter Anleitung viel einfacher zu handhaben als ein Einsteiger es vermutet. Jedenfalls nicht weniger schwierig als sich den simplifizierenden Konzepten von Programmierern zu stellen und die Grenzen von Assistenten akzeptieren zu müssen, weil irgendein Programmierer mehr an Effekte dachte als an dem zuendedenken einer Funktion oder deren Vereinfachung. Als Beispiel kann man wiederum den Windows Media Player oder iTunes nehmen. Wirklich essentielle Funktionen wie "Gapless Playback" fehlen oder werden den Usern mitunter bewußt vorenthalten, dafür funktioniert bei beiden im Gegenzug die Auffindbarkeit von oftbenötigten Funktionen für DAUs recht gut. In dieser Hinsicht ist Foobar2000 ein nüchternes Multifunktionstool, welches dem Benutzer einfach nur ein Maximum an Freiheiten lassen will. Allerdings funktioniert das Konzept von "Freiheit" nicht ohne Eigenleistung, Experimentierfreude und Lernwilligkeit.
Mit dem Anspruch des "sich selbst autoditaktisch etwas beibringen", kann nicht jeder etwas anfangen, viel zu oft wird nämlich in der Computerwelt eine Erwartungshaltung antrainiert, daß etwas "Out of the Box" funktionieren muß. Wenn so etwas wirklich funktioniert, so ist das übrigens auch eine phantastische Sache, niemand muß zwangsweise einer Avantgarde angehören und Aufgabenstellungen unbedingt mit Foobar2000 erledigen. Er kann selbstverständlich auch "Out of the box"-Programme für bestimmte Zwecke benutzen. Als Beispiel sei das einfach Abspielen genannt, das funktioniert bei allen Softwareplayern, bei den einfachgestrikten halt mit Pausen, bei spezialisierten Anwendungen wie Foobar2000 oder J.River Media Center nach Konfiguration dagegen mit "Gapless Playback".
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