doktor73,21.03.2009, 12:46 schrieb:...1) Im Radio wird häufig gesagt, dass die Musik von der Festplatte gespielt wird - heißt das, die Musik, die wir im Radio hören, ist im MP3-Format komprimiert? Oder würde das nicht Klangeinbußen bedeuten, so dass sie ein einem anderen Format gespeichert wird? Weiß das jemand? Liegen sie evtl. im AAC. oder FLAC-Format vor?...
Also wir in der ARD nutzen überwiegend das Digas oder auch das Dalet System für die Archivierung und Sende- bzw. Produktionsabwickling. Dort wird das MPEG 1 Layer 2 (MP2) Format mit einer Bitrate von 256 bis 360 verwendet.
Wie die Musik ins Haus kommt ist unterschiedlich (File-Transfer oder CD), und wie mit ihr umgegangen wird erst recht, aber bis sie zum Radioenpfänger kommt ist sie irgentwo zwischen 2 bis 10 mal recodiert und umgepegelt worden. Demnach ist von einer Archivierungsqualität wie wir sie hier bei Audiohq verstehen meilenweit entfernt.
Ich kann nicht für die anderen Radioanstallten sprechen aber bei uns könnte exemplarisch der Vertriebsweg wie folgt aussehen:
Eine CD kommt ins Schallarchiv und ein Musikredakteur bestimmt die Titel, welche ins Audioarchiv aufgenommen werden sollen. Jetzt werden über ein digitales Mischpullt die Titel in Echtzeit in den Audioeditor eingespielt, dabei wird der Pegel der Musik um ca. 9 dB (je nach Lautheit) abgesengt um so auf den hausinternen Arbeitspegel zu kommen. Da der Haustackt eines kompletten Funkhauses auch bei 48 kHz und nicht bei 44,1 kHz liegt findet so auch eine Abtastratenwandlung statt. Nachdem die Musik sauber geschnitten und getaggt wurde landet sie auf dem Massenspeicher, wo dann jede Ausspielstation zugriff drauf hat.
Landet das MP2 File jetzt in der Sendung wird es wieder über ein digitales Mischpullt mit den anderen Quellen z.B. wie Modertator oder Jingles vermischt, dies bedeutet natürlich, das es wieder in eine Lineares Dateformat gewandelt werden muss. Eine erneutte Pegeländerung, und damit weitere Manipulation des Ursprungsmaterials, findet dann statt wenn der Techniker oder der selbstfahrende Moderator den Regler für die Musik nicht millimetergenau auf die 0 dB Marke auf dem Mischpult bringt.
Das fertige Sendesignal wird jetzt wieder nach Mpeg codiert um über die Leitumgswege zu den Sendeanlagen geschikt zu werden.
Hier höhre ich jetzt auf, da wohl jedem klar sein dürfte das mehrfache Codierung und Abtastratenwandlung das tägliche Brot der Rundfunkanstallten sind.
In der Produktion und der Nachbearbeitung von selbsterstellten Mitschnitten wird teilweise zwar komplett Datenlinear (also ohne reduktion durch einen Codec) gearbeitet, und hier kommt für die ARD-interne Übertragung auch flac zum Einsatz, aber das fertige Produkt wird zur Langzeitarchivierung halt wieder in den normalen Massenspeicher eingespielt (oder hallt direkt nach MP2 gewandelt).
Und jetzt bitte nicht aufschreien, die KLEINSTE Einheit in die gedacht wird um den Speicherplatz für den zentralen massenspeicher zur Verfügung zu stellen ist schon seit Jahren das Terabyte. In Gigabytes denkt man nur noch in den Produktionsinseln. Bei so einem Massenaufgommen an audiomaterial geht es nicht ohne Datenreduktion.
Gruß TomPro