Thema: Qualitätsverluste durch Transcodieren/Reencodieren
Praxisrelevant sind nur wenige Formen des Transcodierens (allgem. "Umwandeln" genannt):
* Über den Vorgang des Transcodierens von Lossless in Lossy-Formate bedarf es keiner großen Diskussion, da er ohne Transcodierverluste erfolgt. Es fallen nur die ohnehin unvermeidlichen Verluste durch den gewählten Encoder an, analog dem ersten Encodieren mittels beispielsweise EAC, Cdex oder Audiograbber. Der einzige Unterschied: als Eingangsformat wird eben Lossless statt WAV benutzt.
* Die Transcodierung von Dateien, welche mit Transparenz gewährleistenden Presets erstellt wurden (z.B. Musepack-Q7), in ein ebenfalls transparent erstelltes anderes Format (z.B. Lame-Mp3-APS), soll angeblich funktionieren. Dennoch besteht aber immer ein geringes Risiko, die ursprüngliche Qualität nicht erhalten zu können.
Hierzu gibt es allerdings bisher kaum Tests, weshalb die Uralt-Empfehlung, Musepack -insane oder -braindead zu benutzen, wenn man noch einmal zu Lame-aps transcodieren möchte, kompletter Unfug sein könnte. Die Codec-Tests von HA haben gezeigt, daß Encoder mit manchen Samples grundsätzliche Probleme haben und die Erhöhung um 40- 100 kbps durch Presets als Problemlösung zu oft versagt. Diese Zusammenhänge sind der Grund, warum allgemein die Presets über dem -standard als ~Bitwasting (Bitverschwendung) bezeichnet werden.
Wer also von einem transparenten Format in ein anderes Format wie etwa Vorbis transparent transcodieren möchte oder muß, der kann nur selbst per Hörtest anhand des gewünschten Albums ausprobieren, ob es Beeinträchtigungen gibt. Als Alternative bleibt nur, das Album nochmals vom Original ins gewünschte Zielformat zu rippen/encodieren. Vom Zeitaufwand her, geht wahrscheinlich das erneute Rippen genauso schnell. Das Decodieren des Eingangsformates dauert mitunter ähnlich lang wie das Auslesen einer CD.
* Das populäre Transcodieren eines transparenten zu einem mobilplayerkompatiblen Format ist recht einfach umzusetzen und auch gerechtfertigt.
Bei PC-basierter Wiedergabe hingegen kommt Transcodieren kaum vor, beziehungsweise wird nur von wenigen unsinnigerweise angewandt, um "Speicherplatz zu sparen". Solchen Leuten kann dann wohl keiner mehr so richtig helfen.
Beim Transcodieren für mobile Zwecke allerdings werden die Rahmenbedingungen schon durch die Zielbitrate (meist CBR 128, 96, 64 o.ä.) und meist fehlende VBR-Kompatibilität gesetzt. Die wenigen Transcodierverluste, die zur generell "fehlenden Qualität" des Zielformates noch hinzukommen, sind m.E. vernachlässigbar. Sie dürften auch auf dem Abhörequipment nicht von Artefakten, Verzerrungen und Pre-Echos, die durch die Wahl der gewünschten Zielbitrate bewußt in Kauf genommen werden, unterscheidbar sein. Sie verschwimmen also ohnehin in der Masse der in einem CBR 128 zu findenden Abweichungen vom Eingangssignal. Aus diesem Grund halte ich auch den erheblichen Mehraufwand nicht für gerechtfertigt, nochmals, um Re-Encodier oder Transcodierverluste zu vermeiden, den Datenträger erneut zu rippen. Entsprechendes müßte allerdings empirisch geprüft werden; z.B., inwieweit Re-Encodierte Audiodaten sehr viel schlechter sind als direkt in die Zielbitrate (128, 96, 64, usw.) gerippte. Das ganze wäre aber nicht nur zeitintensiv in den Tests, sondern auch die Rahmenbedingungen für solche Tests müßten entsprechend genau gesteckt werden, um die Ergebnisse verallgemeinern zu können. Das alles wird auch zusätzlich durch die Vielzahl der Kombinationen der Formate innerhalb des Tests und die Anzahl möglicher Zielbitraten erschwert, welche dann noch die Zahl der möglichen Kombinationen erhöht. Ob sich der benannte Aufwand letztlich lohnt bleibt zweifelhaft, zumal das Abhörequipment (für welches die entsprechende Trans- oder Re-Encodierung erfolgt) die Unterschiede m.M.n. gar nicht wiedergeben kann. Die Hersteller in Frage kommender Hardware haben mit ganz anderen Rahmenbedingen zu kämpfen, wie z.B. limitierter Prozessorleistung oder Akkulaufzeit, weshalb sie die hier angesprochene Problematik erst einmal gar nicht interessiert.
* Zum Transcodieren des in 90% der Fälle nichttransparenten Mülls aus dem Filesharing in kompatiblere Formate gibt's nur wenig zu sagen.
PFUI wäre das eine Extrem, das andere: "macht halt wie ihrs wollt, ist doch nur für den Mobilplayer oders Auto". Das bedarf eigentlich überhaupt keiner Diskussion, weil alles auf der Kompromißbereitschaft des Nutzers basiert, welche wohl kaum verallgemeinert werden kann. Hier wiegt einfach das Argument sehr schwer, daß Filesharing der weltweit größte und erfolgreichste Online-Musik-Dienst ist und als eine kostengünstige komfortable Erweiterung der Möglichkeiten zur "Befüllung" von Mobilplayern und MP3-Handys dient (und wohl weiterhin dienen wird). Warum sich also Filesharer um Transcodier- oder Reencodier-verluste (beides Generationsverluste) sorgen, habe ich nie wirklich verstanden. Ihre Probleme sind m.E. angesichts der wenigen unverstümmelten, nicht desynchronisierten und transparent erhältlichen Audio-Files in Kopierbörsen wirklich Nebensache.
* Transcodieren von einer niedrigen Bitrate (z.B. Vorbis Q1-Q4) in ein anderes Format mit höherer Bitrate (z.B. Lame APS) ist simpler Unfug und bläst nur die Dateigröße auf. Es bringt keinen klanglichen Gewinn, weil die Qualität des Eingangsformates schon sehr gering ist. Allerdigs schadet es auch nichts, wenn man vorhat, seine Festplatte zu füllen, weil man sonst keinen Grund findet, einen Festplattenkauf gegenüber den Eltern oder der Partnerin zu begründen.
* Vermutlich kann man aber folgende Regel aufstellen:
Wenn man gezwungen ist, zu trans- oder zu reencodieren, um die Wiedergabe verlustbehafteter Audiodaten auf einem Abspielgerät zu erzwingen, so wird ein Großteil der Nutzer auch Verluste in Kauf nehmen, weil vermutlich der praktische Vorteil durch die hinzugewonnenen Wiedergabemöglichkeiten gefühlt größer ist, als der akademisch nachweisbare Verlust von Klang-Qualität. Das Nutzer in dieser Hinsicht sehr tolerant sein können zeigt ja der immer noch präsente "128er MP3-Musicmatsch-Jukebox oder Audiocatalyst ("reicht mir völlig") Standard".
In der Praxis wird es sicher fast unmöglich sein, den "zusätzlichen Klangverlust" (+ x Störgeräusche) bei niedrigen Bitraten, d.h. nominal 128 kbps und niedriger, und deren hörbare Störgeräusche isoliert hören zu können.
Hierzu existiert eine deutschsprachige Facharbeit, die ich für lesenswert halte:
Vermeidung von Generationseffekten in der Audiocodierung die in meinen Beitrag unter
Kompromisse - Lossy Formate unterhalb der Transparenzgrenze eingeflossen ist.
- auf HA kann man dann noch folgende Diskussion finden:
Hydrogenaudio - How bad is transcoding ... really?
- bei MP3-World ist ein ähnlicher Beitrag von Spunky zu finden.
- außerdem: Zusammenstellungen empfehlenswerter Programme zum Transcodieren.