Lego schrieb:Wie doll muß man es eigentlich auf den Ohren haben, damit man das Rauschen, Knacksen und die systemimmanten Verzerrungen einer Schallplatte nicht hört? ;-)
An dieser Stelle möchte ich mich nun doch vom Leser zum Schreiber mutieren und mich in die Diskussion einhaken.
Was definiert eigentlich besser oder schlechter, objektive Messdaten oder subjektives Empfinden. Beides hat seine Berechtigung und beides ist ungeeignet. Beim Messen kann ich mich trefflich darüber Streiten welche Parameter denn nun die Wichtigen/Richtigen sind (wer viel misst misst Mist) und mit dem subjektiven Empfinden kann ich zwar eine Wertung vornehmen, welche aber nicht allgemeingültig, sonder eben Subjektiv ist.
Interessanter bei diesem Streit, welcher wohl in absehbarer Zeit nicht enden wird, ist eine statistische Relevanz welche aber zu viele Ausreißer hat das man nur einen Effekt vermuten nicht aber zweifelsfrei beweisen kann. Worauf ich abzielen möchte ist die "Prägung". Auch wenn wir glauben das wir mit den Augen sehen, den Ohren hören, der Nase riechen, der Zunge schmecken und der Haut fühlen können (den sechsten Sinn lasse ich jetzt mal außen vor) so sind diese "Sinnesorgane" nichts anderes als Informationswandler, welche zwar in Ihrer Funktionsweise gestört oder behindert sein können, aber die eigentliche Wahrnehmung findet im Gehirn statt und jenes ist ein lernendes Organ.
Wir wissen das wir (Menschen) schon im Mutterleib Schall wahrnehmen können und so auch "Prägung" auf die Geräusche (Sprache? Klang?) der Mutter stattfindet, welche natürlich nach der Geburt weiter geht. Wir unterscheiden "angenehme" Geräusche von "unangenehme". Ohne Einbeziehung des Bewusstseins könne wir akustisch irgendwann den Kölner Dom vom eigenen Wohnzimmer unterscheiden. So wie die "Nase" (Geruch) die Erinnerung verstärken kann, verstärkt akustische Wahrnehmung das Gefühlsleben, sonnst würden die ganzen Kuschelrock CD's/LP's ja nicht funktionieren ;).
Wer jetzt also mit den überwiegend "harmonischen Verzerrungen" (Verzerrungen der gradzahligen vielfachen der Grundschwingung) der Schallplatte groß geworden ist, wird tendenziell unterbewusst ehr die Schallplatte bevorzugen, das ganze natürlich gepaart mit dem vom Bewusstsein wahrgenommen Einflüssen oder Beeinflussungen.
Im Gegenzug gilt dies natürlich auch für die, welche mit den ehr disharmonischen Verzerrungen (Verzerrungen der ungradzahligen vielfachen der Grundschwingung) des digitalen Datentransports groß geworden sind.
In beiden Fällen wage ich zu bezweifeln, das jene Verzerrungen BEWUSST wahrgenommen werden, sonder diese lediglich den gefühlsbetonten Anteil der Wahrnehmung in die Richtung, das vertraute/gewohnte wird als angenehmer empfunden, beeinflussen. Es sind also mehr Faktoren dafür Verantwortlich eine Wertung vorzunehmen als man sie in ein Messprotokoll mit einfließen lassen kann.
Btw. für mich hatte der Umstieg von Platte zur CD zum Rechner (Beruflich kam natürlich noch das Band dazwischen) eine ganz andere Auswirkung. Über Klangunterschiede hatte ich mir eigentlich (da ich ja als Kopfmensch und Tontechniker sowieso weiß das die Lautsprecher den größten Anteil auf Klangveränderungen haben) selten Gedanken gemacht - aber - früher war Musikgenuss immer mit der Tätigkeit des vorsichtigen auspacken der Scheibe, pfleglichen auflegens und nach genuss von 15 bis 20 min Musik erneutem Gang zum Plattenteller verbunden. So wusste ich dann immer welcher Titel auf welchem Album welche Seite das wievielte Lied war. Heute bin ich schon froh wenn ich noch das Album zuordnen kann.