Thema: Freundeskreis-Kompatibilität von MP3
Freundeskreis-Kompatibilität von MP3
Gerade im Bereich P2P-Filesharing und Freundeskreis-Kompatibilität scheint offensichtlich der Erfolg der Lossy Formate zu liegen. Hier lassen sich seit Jahren ohne erwähnenswerte Verluste ca. 7 Alben auf CDR tauschen, eine Wechselfestplatte transportiert hunderte von Alben, P2P und Filesharing ermöglichen ungeahnte Möglichkeiten an verschiedenartigsten digitalen Kopier-Netzwerken teilzunehmen. Dort ist fast alles zu finden, entsprechend attraktiv ist der Einstieg in "Tausch- und Kopiernetze", sodaß dies sogar zu einem Massenphänomen werden konnte. Einzig die richtige Auswahl des Tausch- und Kopiernetzwerkes scheint die Möglichkeiten zu begrenzen. Selbst wenn man nicht online tauscht, geht es legal und offline im engen Freundeskreis ebenso gut. Investiert man genügend Zeit, so ist es seit Jahren kein Problem gesuchtes, ausschließlich Erwünschtes und in Massen zu kopieren. Kopierschutz und inquisitorische juristische Verfolgung von einigen Dutzend genauestes ausgesuchten "Sündenböcken" können das Massenphänomen "Tausch" nicht einschränken. Das Phänomen zeigt aber wie unfähig eine gigantische und gutverdienende Medienindustrie, zweckentfremdete Juristerei und Besitzstandwahrungspolitik in Lobbyismen zusammenarbeiten läßt um ein veraltetes Geschäftsmodell zu protektionieren.
Die entsprechende Orientierung am Freundeskreis und Mund-zu-Mund-Propaganda sind sehr viel größere Einflussfaktoren bei der Art der Nutzung und der Wahl eines Formats. Sie werden von Einsteigern und Gelegenheitsnutzern selten geplant und nur wenig reflektiert. Archivierungsfragen kommen aber unweigerlich nach ca. 150 gerippten Alben oder mit 3000 angesammelten Einzeltiteln. Die Teilnahme an Massentauschnetzen scheint zur Folge zu haben, daß trotz immensen Alters und technischer Mängel das MP3-Format eine zweite Blüte erlebt. Gerade auch weil es dank der sehr großen Verbreitung die Übertragung und Anhäufung immenser Datenmassen ermöglicht und "die Lust auf mehr" (Gier?) sehr schnell befriedigt werden kann und es rasch zu Erfolgserlebnissen kommt. Die Kompatibilität zu bereits vorhandener Hardware ist in diesem Feld meist wichtiger als Ansprüche an die Qualität, Gapless Playback oder Secure Mode, weshalb man durchaus den Begriff "Verbrauchsmusik" benutzen könnte. Allenfalls die extrem niedrige hörbare Qualität der angebotenen Dateien, die meist mit Burst Mode Rippern und alten Encodern (FhG oder Blade) erstellt und dutzende Male transcodiert wurden, schmälert bisher das Vergnügen.
MP3 ist der weltweit kleinste minimale Nenner auf den sich Nutzer einigen können. Gerade auch weil jedes Autoradio, jeder Hosentaschenplayer und jeder DVD-Abspieler (Homevideo) inzwischen "Mp3 sprechen" kann, das ganze zwar mit der Einschränkungen das die Kompatibilität zu VBR zu oft mangelhaft ist, dafür locken aber attraktive Preise und der Wühltisch beim Media-Markt. Die aus dem Filesharing "gewonnenen" Dateien wandern mehr oder minder direkt ungeachtet der Qualität auf die verschiedenen Wiedergabegeräte. Angesichts dieser Entwicklung wirkt im Nachhinein die hilflose "MP3 ist illegal" Kampagne (ca. 1997-2000) der Audiogalaxy- und Napster-Ära umso lächerlicher.
Anmerkung:
Dieser Artikel war ehemals Teil des einführenden Artikels Audiokompression - Qualitätsdefinitionen und planbare Kompromisse"