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1 bearbeitet von Frank Bicking (Original: 2005-08-10 01:10)

Thema: Tags und Tagging-Formate

Tags dienen dazu, Informationen im Textformat in den Audiodateien zu speichern. Der daraus resultierende Vorteil ist ganz einfach, dass man nicht alles im Datei- bzw. Ordnernamen unterbringen muss und zu jeder Datei zusätzliche Angaben abspeichern kann. Für das Speichern von anderen Objekten wie Bildern sind die meisten Standards nicht geeignet, hier sind wir zu der Ansicht gelangt, dass sich externe Dateien besser machen.

Es existieren vier populäre Tagging-Formate:


ID3v1.

ID3, heute zur Abgrenzung von neueren Versionen ID3v1 genannt, ist einer der ersten Tagging-Standards und gedacht für MP3-Dateien. Im MP3-Format selbst wurde Tagging nicht vorgesehen. Das Format ist beschränkt auf die Felder Artist, Album, Genre und Comment. Der Tag steht immer am Dateiende, die Inhalte werden hintereinander als Klartext an die Datei angehängt. Feldnamen werden dabei nicht mitgespeichert, vielmehr ist fest definiert in welcher Reihenfolge die Werte stehen müssen und wieviele Zeichen sie maximal einnehmen können.

Ist der Eintrag kürzer, dann wird der Rest jedes Feldes mit Leerstellen aufgefüllt, genauer gesagt mit dem Binärwert für die Null. Für Title, Artist, Album und Comment stehen 30 Bytes zur Verfügung, für das Erscheinungsjahr 4 Bytes und für das Genre 1 Byte, wobei das Genre als Zahl abgespeichert wird und jeder Zahl von 0 bis 79 ein Genre zugeordnet ist. Vor dem Tag stehen die 3 Buchstaben "TAG", so dass ein ID3v1-Tag insgesamt 128 Bytes einnimmt. ID3v1.1 ist eine Abwandlung, bei der dem Comment-Tag nur noch 28 Zeichen zur Verfügung stehen und 2 Bytes für die Tracknumber reserviert sind.

Der einzige Vorteil von ID3v1-Tags ist die Kompatibilität, denn sie können von fast jeder Software und auch sehr vielen Hardware-Playern gelesen werden. Die offensichtlichen Nachteile sind die auf 30 Zeichen beschränkten Felder - längere Zeichenfolgen werden einfach abgeschnitten - und dass keine weiteren Felder angelegt werden können. Unicode-Unterstützung für internationale Zeichensätze gibt es nicht.

ID3v1-Tags kommen in der Regel nur beim MP3-Format zum Einsatz. Glücklicherweise kann man hier auf weitaus fortschrittlichere Varianten zurückgreifen:


ID3v2.

ID3v2 ist ein von Grund auf neu designter Standard. Die Längenbeschränkungen wurden aufgehoben und mehr vordefinierte Felder (auch "Frames" genannt) mit ausführlichen Beschreibungen ihres jeweiligen Einsatzzwecks wurden hinzugefügt. Die Feldnamen aller vordefinierten Felder werden innerhalb der Dateien durch Vier-Buchstaben-Kürzel repräsentiert. Für benutzerdefinierte Felder wird ein Feld "TXXX" in der Datei angelegt, dessen zusätzlich abgespeicherte Beschreibung dann den eigentlichen Feldnamen enthält.

Es ist demnach wie bei ID3v1 die Aufgabe der Software, sie dem Nutzer unter allgemeinverständlichem Namen anzuzeigen, und bei der Eingabe wieder codiert abzuspeichern. Eigene Felder können ebenfalls angelegt werden. Ebenfalls können nicht nur Zeichenfolgen sondern z.B. auch binäre Objekte wie Bilder im Tag abgespeichert werden, was aber nicht von jeder Software unterstützt wird.

Auch ID3v2-Tags sind kein Element des MP3-Standards. ID3v2-Tags haben teilweise einen schlechten Ruf, weil einige Programme beim Schreiben des ID3v2-Tags, der im Gegensatz zu ID3v1 am Dateianfang steht, den VBR-Header[1] überschrieben, was zur Beschädigung der Datei führen konnte. In den meisten modernen Programmen ist dieses Problem beseitigt, die Verwendung von ID3v2 stellt in Verbindung mit auf AudioHQ empfohlener Software also keine Gefahr dar. Der Dateianfang wurde als Speicherort gewählt, um die Tags bei Streaming-Anwendungen als erstes zu senden und damit dem Empfänger anzeigen zu können.

[1] Der VBR-Header ist ein Eintrag am Dateianfang und enthält die Anzahl der Frames in der Datei. Diese Angabe ist zur Berechnung der Länge einer MP3-Datei mit variabler Bitrate hilfreich, was sonst nur mit hohem Zeitaufwand möglich wäre, indem man die komplette Datei ausliest. Der VBR-Header war im ursprünglichen MP3-Standard ebenfalls nicht existent, sondern wurde erst durch den Xing-Encoder eingeführt und später im FastEnc-Encoder von Fraunhofer sowie in LAME verwendet.

Da der Tag am Dateianfang steht, und bei Änderungen die Datei zeitaufwändig neugeschrieben werden müsste, wird oft mehr Platz am Dateianfang reserviert als eigentlich notwendig ist, womit die Audiodaten an ihrem alten Platz auf der Festplatte verbleiben. Diese Methode wird "Padding" genannt und auch in unseren empfohlenen Kompressionseinstellungen für LAME in EAC aktiviert.

Die Unicode-Unterstützung ist zwar vom Standard aus sichergestellt, allerdings ist es auch möglich, Zeichen in der systemeigenen Codepage abzuspeichern, wobei leider nicht festgehalten wird, um welche es sich handelt, so dass ein korrektes Auslesen der Tags auf Systemen mit anderen Spracheinstellungen nicht möglich ist. Bei Benutzung von Zeichensätzen aus anderen Sprachen ist deshalb eine Software zu bevorzugen, die das Lesen und Schreiben von ID3v2 im Unicode-Format unterstützt, wie beispielsweise foobar2000 ab Version 0.9 und Mp3tag ab Version 2.33.

ID3v2 wurde mehrfach überarbeitet und nicht jedes Programm arbeitet schon mit der aktuellsten Version, so dass Inkompatibilitäten nicht ausgeschlossen werden können. Zwar kommen ID3v2-Tags bei fast allen modernen MP3-Anwendungen zum Einsatz, aber die wenigsten unterstützen den kompletten Satz von Feldern und reizen damit den Standard wirklich aus.

Offizielle Seite | vordefinierte Felder


APEv2.

APE ist ein relativ neuer und moderner Tagging-Standard, der ursprünglich für das MPC-Format entwickelt wurde und auch heute in überarbeiteter Version APEv2 in Verbindung mit MPC-Dateien genutzt wird. Seit Version 3.99 ist er auch Bestandteil des verlustfreien Formates Monkey's Audio.

APEv2-Tags erlauben dem Benutzer das Anlegen völlig frei definierbarer Felder, die Feldnamen werden dabei als Klartext in der Datei mitgespeichert. Die Freiheit geht soweit, dass ein Feld mehrfach angelegt werden kann, sinnvoll um einer Audiodatei z.B. mehrere Genres zuzuteilen. Für viele Zwecke sind Felder vordefiniert, dies geschieht jedoch weniger streng als es bei ID3v2 der Fall ist. Auch bei vordefinierten Feldern wird der Name als Klartext mit in der Datei gespeichert, es gibt also weder nach außen noch innerhalb des Tags selbst einen Unterschied zu benutzerdefinierten Feldern. Der Tag steht am Dateiende und wird dadurch sehr schnell geschrieben. Das Format ist auf Textdaten ausgelegt, Entwickler Frank Klemm empfiehlt, Bilder und ähnliches in externen Dateien zu speichern. 

Unicode wird unterstützt, alle Felder werden im UTF8-Format gepeichert, was einen Vorteil gegenüber der komplizierten Situation bei ID3v2 darstellt.

Aufgrund seiner Flexibilität unterstützen immer mehr Anwendungen APEv2-Tags in Verbindung mit MP3-Dateien, darunter foobar2000, Mp3tag und Helium 2005, auf Seiten der Nutzer erfreut sich das Format wachsender Popularität. Das Format ist so definiert, dass es nicht-kompatible Anwendungen ignorieren, eine Beschädigung durch APEv2-Tags ist damit ausgeschlossen.

Ob Sie für MP3-Dateien ID3v2 oder APEv2 verwenden, macht letztendlich keinen großen Unterschied. Die Entscheidung sollte auf Basis der eingesetzten Software getroffen werden. Setzen Sie ausschließlich die drei genannten ein, dann ist APEv2 eine sehr gute Wahl, andernfalls wäre es ratsam ID3v2 zu bevorzugen.

Für die Abwärtskompatibilität zu älterer Software und Hardware-Playern kann in einer Datei zusätzlich zum ID3v2- oder APEv2-Tag ein ID3v1-Tag aufgenommen werden. Die meisten Programme handhaben es so, dass hier einfach auf 30 Zeichen gekürzte Inhalte abgespeichert werden, eine Ausnahme ist Winamp, hier wird das unabhängige Editieren von ID3v1 und ID3v2 angeboten.

APEv2-Spezifikation | vordefinierte Felder


VorbisComment.

VorbisComment wurde als Tagging-Standard für das Audioformat Ogg Vorbis entwickelt und ist auch offizieller Bestandteil des FLAC-Formats. Es unterscheidet sich im Aufbau ein wenig von APEv2, hat aber die gleichen Vorteile. Auch hier sind einige Standardfelder festgelegt und benutzerdefinierbare Felder mit beliebiger Länge möglich. Der Tag ist Bestandteil des Kopfes von Ogg Vorbis- und FLAC-Dateien und wird zur Beschleunigung von Änderungen wie ID3v2 mit Padding geschrieben.

Da Ogg Vorbis und FLAC damit über einen sehr ausgereiften und flexiblen Tagging-Standard verfügen, ist ausdrücklich davon abzuraten, ID3-Tags in solche Dateien zu schreiben, da sie nicht Bestandteil der Dateiformate sind. Die meisten Programme bemühen sich darum, existierende ID3-Tags zu ignorieren, aber es kann nicht sichergestellt werden, dass sie nicht doch zur Beschädigung der Dateien führen. Alle von uns empfohlenen Programme wie foobar2000 oder Mp3tag lesen und schreiben die richtigen Tags.

Spezifikation und vordefinierte Felder


Interoperabilität und Kompatibilität.

Nachdem bei verschiedenen Audioformate ein oder mehrere unterschiedliche Tagging-Formate zum Einsatz kommen, die Felder auf jeweils andere Weise abspeichern, ist es Aufgabe der Software, dafür zu sorgen, dass der Anwender von diesem Durcheinander so wenig wie möglich mitbekommt.

Als sehr vorbildlich gelten z.B. foobar2000 und Mp3tag. Sie zeigen dem Anwender die Felder mit ihren normalen Namen wie Artist oder Album an, und sorgen intern dafür, dass die Felder in jedem Format so wie es der Standard verlangt abgelegt werden. Das Feld "Tracknumber" beispielsweise heißt in einem ID3v2-Tag "TRCK", in einem APEv2-Tag "Track" und in VorbisComment-Tags "Tracknumber". Der Benutzer muss sich darum nicht kümmern, und nicht etwa je nach Dateityp andere Feldnamen verwenden, sondern kann alle Dateien unabhängig von ihrem Format mit einem Tracknumber-Feld versehen. Die Software dahinter kümmert sich automatisch um die richtige Zuteilung.

Felder, die über die Standard-Spezifikation eines Formats hinausgehen, werden mit dem Namen abgespeichert, den der Benutzer festlegt. Sie können damit aus jedem Format wieder unter dem gleichen Namen eingelesen werden.

Einen anderen Weg gehen dabei einige Anwendungen wie iTunes, Helium oder J.River Media Center. Während sie für einige Standardfelder wie Artist oder Album meist eine ähnlich komfortable Zuteilung wie die obigen Programme verwenden, schreiben sie in vielen anderen Fällen Felder mit proprietären Namen, die dann Bezeichnungen wie "H2_RATING" haben und in anderen Programmen mit Unterstützung für frei definierbare Felder nach komplizierten Fallunterscheidungen verlangen. Zur Anzeige des Ratings müsste man beispielsweise nach "Rating" und "H2_RATING" suchen, obwohl beide eigentlich dem gleichen Zweck dienen.

Dem Nutzer fällt dieses Verhalten erst dann auf, wenn er sich die Dateien mit einem der im vorherigen Absatz genannten Programme ansieht. Wer sich ausschließlich auf eine solche Software festlegt, bindet sich auf Dauer an sie und den Willen ihrer Entwickler. Da das Tagging innerhalb der Programme tadellos funktioniert, muss dies aber nicht unbedingt ein Nachteil sein.

Dennoch: sobald man damit beginnt, über die Standards hinauszugehen und eigene Felder festzulegen, verringert man immer die Kompatibilität zu anderen Anwendungen; sehr einfach gestrickte Software und Hardware-Player sind meist nur auf Artist, Album, Tracknumber, Title, Genre und Comment beschränkt.

Verwandtes Thema: flexibles Tagging


Empfohlene Software.

Wenn Sie Software wie foobar2000 oder Mp3tag einsetzen und sich in diesem Umfeld von Freeware bzw. freier Software bewegen, dann können Sie eine gute Kompatibilität und Zukunftssicherheit sicherstellen. Wir können beide Programme empfehlen. Sehr viele Aufgaben lassen sich mit ihnen schnell und sauber erledigen. Für foobar2000 steht Ihnen unsere Anleitung Taggen von Audiodateien zur Verfügung.

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