Thema: Audiokompression und planbare Kompromisse
Dieser Text ist relativ umfangreich geworden und eher für das Ausdrucken vorgesehen.
Für eine Schnellinfo empfiehlt es sich, nur die Zusammenfassung zu lesen, um sich einen Überblick zu verschaffen..
"Audiokompression - Qualitätsdefinitionen und planbare Kompromisse".
0. Einleitung
- Ziel der Audiokompression - effektive Transmission -
1. Archivqualität vs. CD-Qualität
- Historie - CD-Qualität - Red Book - EAC - Secure Mode - Einzeltitel-Rippen -
1.1. Kompromisslos - Lossless Formate
- verlustfrei - populäre Formate - optimierte Pack-Algorithmen - ca. 50-60 % der Originalgröße -
1.2. Kompromisse - Lossy Formate oberhalb der Transparenzgrenze
- psychoakustische Modelle - Transparenz - Verzicht auf bitidentische Reproduktion - Ratio von 1:7 - Entwickler-Presets - populäre Formate - Generationseffekte - Gapless Playback - Presetwahl - Kompatibilität -
1.3. Kompromisse - Lossy Formate unterhalb der Transparenzgrenze
- Sympathiefaktor - Gleicher Klang bei halber Dateigröße - Light-Formate - SBR-Modus - Kompromissbereitschaft -
2. Anhang, Anmerkungen und Kommentare
Inzwischen blicken wir auf einige Jahre der Diskussion über die Themen Audiokompression und (Audio)CD-Kopierverfahren zurück. Je nach Sichtweise hat sich sehr viel oder auch sehr wenig getan. Begriffe wie MP3, Rippen und Encoder haben sich mittlerweile etabliert und gehören selbst in Haushalten, die kaum Unterhaltungsmedien konsumieren, zum alltäglichen Sprachgebrauch. Einerseits bewegt sich ein großer Teil der Nutzer auf einem hohen Wissensniveau, nutzt neueste Technik (Software/Hardware), investiert viel Zeit und Geld und hat dementsprechend einen großen Fachinformationsbedarf. Andererseits lassen sich viele Einsteiger von der Industrie für gutes Geld ungenügende Werkzeuge und teilweise inkompatible Hardware verkaufen, ohne ihre Qualitätsansprüche oder das bevorzugte Nutzungsverhalten zu überdenken. Daher gibt es also auch hier weiteren Informationsbedarf, der über die zu oberflächlichen Inhalte der Artikel in der Computer-Presse hinausgeht. Gerade die schon benannten Einsteiger, aber auch "Berufs-Updater" oder potentiell "Formatwechselwillige" brauchen zusätzliche Orientierung.
Hinzu kommt, daß das Thema "Komprimieren" von vielen Mißverständnissen, Halbwahrheiten und Werbelügen durchsetzt ist. Firmen und Nutzer verwenden sehr oft existierende Fachbegriffe frei nach ihrem eigenen Verständnis und entsprechend verkommen die Bedeutungen zu Marketing-Worthülsen. Für Beurteilungen und Vergleiche genügt aber dieses Halbwissen nicht. Gerade der letztgenannte Punkt führt nämlich oftmals dazu, daß man z.B. immer wieder endlose Diskussionen um simple Phänomene der Audiokompression innerhalb von Newsgroups, Foren und anderen Medien beobachten kann. Aber auch "Fachbeiträge" und Tests aus der Computerpresse für unterschiedlichste Zielgruppen enthalten mitunter merkwürdige Vergleiche/Empfehlungen und sollten daher dringend ergänzt und aktualisiert werden.
Mit zunehmender Kommerzialisierung der Audiokompression wird dieses "Babylon-Phänomen" gewiß nicht abnehmen. Manche Mythen haben sich sogar schon etabliert. Als Beispiele seien nur die "doppelte Spielzeit"-Diskussion oder die Diskussionen rund um den minderwertigen Xing-, Blade- und iTunes-Klang genannt. Entsprechende Auseinandersetzungen treten immer dann auf, wenn sich die Beteiligten lernresistent verhalten und persönliche Eindrücke und Vorlieben verallgemeinern. Das gilt sowohl für selbsternannte Profis, wie auch für so genannte "Fachjournalisten". Das Ergebnis ist aber letztlich unbefriedigend für alle (Test-) Teilnehmer und Leser, außer, der Diskussionsverlauf gestaltet sich so, wie in diesem Gegenbeispiel. Wo liegen nun die Verständigungsschwierigkeiten und Problemfelder, die Anwender daran hindern, vorhandenes Teilwissen in einem größeren Rahmen einordnen zu können?
Zuerst einmal möchte ich mit einer Definition des Begriffes "Archivqualität" beginnen. Danach sollen die verlustfreien (lossless) Formate näher beleuchtet werden. Zum Schluß möchte ich die populären verlustbehafteten (lossy) Codecs, wie etwa MP3 oder Ogg-Vorbis, besprechen. Es sei darauf hingewiesen, daß die auf AudioHQ empfohlenen , meist quelloffenen, Non-Profit-Programme (OpenSource/Freeware) und dazugehörigen Tutorials es ermöglichen, unsere Aussagen zu überprüfen. Außerdem können sie dazu dienen, Audiodateien für Archivierungszwecke (Backup) zu erstellen. Im Regelfall dürfte die hörbare Qualität weit über der liegen, die mit kommerzieller Software erreichbar ist. In diesem Zusammenhang ist der generelle Verzicht unsererseits erwähnenswert, Software zu empfehlen, die Spionagefunktionen, Werbetrojaner und Bezahldienste verwendet. Wir stellen uns gegen den Trend, über nicht vordergründig erkennbare Funktionen die Nutzungsgewohnheiten und Vorlieben von Anwendern zu beobachten. Kompromisse im Hinblick auf die Klangqualität werden aufgezeigt und können durch geschickte Planung vermieden oder gar vollständig umgangen werden. Die Schwerpunkte werden absichtlich auf die computerbasierte Archivierung und die Wiedergabe über eine HIFI-Anlage gelegt, weil die Fähigkeiten zur Verwaltung und hochwertigen Wiedergabe bei DVD-Playern, Portables und im HIFI-Bereich meist minderwertig oder schlichtweg gar nicht vorhanden sind. Eine Diskussion um Kopiersperren und zugehörige Lösungsvorschläge findet aus verschiedenen Gründen nicht statt. Es geht im folgenden einzig darum, Privat- bzw. Sicherungskopien für eigene Zwecke zu erstellen.
Im Verlauf dieses Leitartikels werden die Gründe herausgearbeitet, warum nicht nur die Wahl eines bestimmten Audioformates allein, sondern auch die Art der Erstellung wie auch die der Aufbereitung wichtiger für die Gesamtqualität sind. Die von uns aufgeführten Vorschläge sollten bereits in die Planungsphase einfließen und, entsprechend gewichtet, den persönlichen Wünschen und Bedürfnissen angepasst werden.
In allererster Linie geht es im folgenden darum, die Formatwahl zu klären. Fragen zur Planung eines Archivs, zur Softwarequalität oder zur Datensicherheit sollen zukünftig in weiteren Leitartikeln geklärt werden.
Das Ziel des Ganzen könnte folgendermaßen umrissen werden:
Nicht kopiergesperrte Audio-CDs oder Teile daraus per Software für den Eigenbedarf so zu kopieren, daß sie verlustfrei (oder definiert verlustarm) transformiert, transportiert, vermischt und archiviert werden können.
Es geht im Folgenden zum einen darum, die Inhalte vom Ursprungsmedium zu trennen und auf unterschiedlichsten Datenträgern abspielbar zu machen, und zum anderen, sie bei vertretbarem Aufwand mit Hilfe von verschiedenen Medien zu übertragen bzw. weiterzuverarbeiten. Das geschieht unter Berücksichtigung der jeweiligen Eigenschaften der Ursprungsmedien, der selbsterstellten Medien, der Übertragungswege und der großen Vielfalt vorhandener Hardware- oder Computersysteme. (Erfolgt dies mit einer möglichst geringen Nominalbitrate, so nennt man das eine "effektive Transmission" (Übertragung) der Inhalte.)
Das Archiv soll mit verschiedenen Hard- und Software-Abspielern wiedergegeben werden können, formatunabhängig funktionieren und erweiterbar sein. Die Wiedergabe soll PC-basiert erfolgen. Eine geringe Zugriffszeit und ein Maximum an Such-Komfort sollen diese auszeichnen. Außerdem soll die Präsentation der Inhalte auf einem möglichst hohen Niveau stattfinden, damit der Nachteil der unvermeidlichen Virtualität der Sammlung ausgeglichen wird. Aspekte der Datensicherheit und Schutz vor Datenverlust sollen ebenfalls berücksichtigt werden.