Milk,13.10.2005, 18:13 schrieb:Mich würde interessieren, was in der Entwicklung der bekanntesten Codecs (lossless, sowie lossy) noch zu erwarten ist. Bzw. kann es da noch Entwicklungen geben und wenn, wie sehen die verraussichtlich aus?
Gute Frage übrigens. ;)
Tach erstmal.
Ich kann mich Frank nur anschließen. Seine Beschreibung für den Bereich Lossy trifft den Punkt.
Die lange Version:
ich nehme mal das Fazit vorweg, im "Westen nix Neues".
Auch die angekündigten vollmundigen "Verbesserungen" seitens der Ahead Entwickler werden daran nichts ändern. Hier ein wenig Finetuning, dort ein bischen weniger Mikroattacks, aber in der Summe liegen AAC und LAME doch gleichauf und produzieren bei Transienten und elektronischer Musik genügend Fehler.
Wer wirklich archivieren will, nimmt am Besten einen Lossless Codec. Alles andere ist hier auf AudioHQ nicht wirklich das Thema, mithin sinnfreies Rumgeschraube. Trotz solcher großen Namen wie Menno, Ivan D. und Garf ist im Bereich AAC ist nichts passiert. Dies ist vielleicht das erst Signal dafür, daß man AAC völlig überschätzt hat. Sollle ich mich irren, geht der erste Drink auf mich, jede weitere Runde für jedes "nutzbare Feature" welches breite Anwendung findet. Meiner Einschätzung nach wird das ein billiger Abend.
Ein Updatezwang ist für mich immer noch nicht erkennbar, trotz aller Worthülsen, außer man hat eine Sehnsucht nach DRM, dann sollte man unbedingt WMA (WMP) und Quicktime AAC (iTunes) probieren, die bieten einige Updates in ihrer Verwertungskette. Die Cracks und Workarounds mehren sich aber, Eile ist geboten. Auch kein Thema für AudioHQ.
Nach unten ist zwar immer noch Platz, deshalb wirft Nullsoft/AOL auch den Winamp mit AACplus auf den Freewaremarkt und macht damit das kommerzielle Nero HE AAC mit "parametrischem Stereo" und "SBR" überflüssig. Wer sowas für sein Handy oder sein Webradio braucht, wird sich freuen, allerdings ist das kein Thema für AudioHQ. Ein paar kleine Abstriche und man hat mit Vorbis seit Jahren das "gleiche in Grün". War aber auch kein Thema für AudioHQ, unsere Klinetel wußte das bereits.
Guruboolez müht sich zwar redlich mit seinen HA-Hörtests, aber er bestätigt nur allgemeine Tendenzen, zB dass die neueren Vorbis Encoder mittlerweile das Niveau erreichen, welches man von Musepack und transparentem LAME gewohnt ist. Das war zu erwarten, dennoch steigt meinerseits die Wertschätzung seiner Person, weil der Vergleich von Codecs "nahe der Transparenz" und darüber hinaus, unendliche Fleissarbeit darstellt. Das von ihm "Ermittelte" fließt dennoch ein, ist indirekt Bestandteil unserer Richtung.
Die Intervalle für weitere Optimierungen (zB bei Vorbis) jedoch werden ab diesem erreichten und beachtlichen Qualität der Lossy natürlich steigen. Ich glaube aber kaum, dass der "Berufsupdater" genügend Geduld hat. Man kann also davon ausgehen, daß Weiterentwicklungen zu spät kommen, der gewöhnliche Lossless Codec holt alle diese sog. "Weiterentwicklungen" längstens durch seine Vorteile ein. Selbst der simpelste Vorteil, die Encodier- und Decodier-Geschwindigkeit wiegen schwerer als kaum erkennbare Optimierungen anhand von Problemsamples.
Wer sich also zwischen LAME, Vorbis und Musepack entscheiden muss, der hat es leicht, bekommt er doch "das Gleiche" nur in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Alles schmeckt irgendwie lecker, ist nahezu kostenlos und universell einsetzbar, versagt meist nur bei bekannten Prblemen. Dies wird selbst seitens der CHIP-Tests offensichlich, unsere auf Wissenermittelung begründeter Ansatz wird dadurch bestätigt. Nutzer die sich mit "aufgepfropften Einschränkungen" wie dem Lizenzmanagement irgendwelcher Firmen abgeben, haben dennoch mein ganzes Mitleid.
Im Bereich der "Open Source"-Codecs hat die Helix Community (Real Networks) einiges kostenlos in den "Markt der Möglichkeiten" geworfen. Leider um Jahre verspätet, das kann man also auch ignorieren, wenn man nicht gerade einen mp3-Encoder benötigt, der zwar einige Prozentpunkte schneller ist, aber längst nicht den Komfort von LAME bietet. Mal abgesehen davon, daß nahezu sämtliche Schwachpunkte von LAME über die vergangenen Jahre dokumentiert wurden, was beim den Helix-Encodern nicht der Fall ist, stecken die Helix-Codecs noch in einer indiskutablen "was passiert wenn ..."-Phase. Die wenigen alternativen verlustbehafteten kommerziellen Codecs stecken in einer Sinnkrise, weil sie eben um etwas 6 Jahre zu spät kommen.
Im Bereich Lossless schwimmen immer noch die selben austauschbaren (!) großen Fische, auch kein Bedarf für eine Berichterstattung seitens AudioHQ. Wir empfehlen FLAC aufgrund seines Alleinstellungsmerkmales "Robustheit".
Wie Du sicherlich gemerkt hast, widmet sich AudioHQ bereits anderen Themen, die es zu etablieren gilt, zB dem flexiblen Tagging oder der Langzeitarchivierung. Der Grund ist einfach, (das sage ich mit einem gewissen Stolz und dem durchaus berechtigtem Selbstbewusstsein) das Wissen welches für AudioHQ aus der Fachwelt extrahierte wurde, dürfte bis auf kleine Updates für einige Jahre vorhalten, weshalb sich AudioHQ auch vornehmlich nicht mehr dem "bereits Bekannten" widmet, sondern den "neuen Möglichkeiten".
Sollte sich wider Erwarten irgendwas Wesentliches tun, so laufen ohnehin alle Stränge bei uns zusammen, durch unsere Netzwerkarbeit. Franks und Benjamins Richtlinienkompetenz und mein Überblick sollten reichen, dass niemand etwas wesentliches verpasst.
Aktuell, zu dieser Stunde jedenfalls gibt's nichts zu berichten, es herrscht eine gewisse "Stagnation" im Bereich der Audiokompression.
Angesichts der steigenden Volumina von Festplatten hat es zwar eine spürbare Wanderung von Musepack->Flac gegeben, aber der "rückwärtskompatible Tauscher und Hardwareabhängige" setzt weiterhin auf Mp3, der "Allrounder" setzt nach wie vor auf Vorbis und der AAC-Nutzer wartet weiterhin darauf, daß sein Wunschformat an Popularität trotz fehlender Vorteile gewinnt, damit er sich in seiner "Wechselwilligkeit" bestätigt sieht. Keine Veränderung spürbar.
Gruss
Lego
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