Vorbis ist kein FLOP. Es ist zwar nicht der Erfolg, der es mal werden sollte, aber deswegen noch kein FLOP. Es hat seinen festen Platz dort gefunden, wo Patente definitiv nicht in Frage kommen, wie z.B. in Linux-Distributionen oder bei Audio-Dokumenten in der Wikipedia. Als generellen, auch von "der Industie" (was auch immer man darunter versteht und wie man dazu steht) akzeptierten Codec sehe ich Vorbis auch in Zukunft nicht, sondern eher einen anderen, aber das wird im abgetrennten Thread diskutiert. ;)
Schon eher als FLOP bezeichnen kann man Musepack. Ist Musepack wirklich notwendig? Als es ursprünglich entwickelt wurde, vielleicht. Aber jetzt? Soll man es wirklich noch benutzen? Will ich perfekte Ergebnisse und die Sicherheit, nie irgendwelche Informationen zu verlieren, nehme ich einen Lossless-Codec. Kann ich Kompromisse eingehen, nehme ich einen der reichlich vorhandenen Lossy-Codecs, die "kompatibler zur Außenwelt" sind als Musepack.
Aber was bleibt dann für Musepack übrig?
- Es ist ein Lossy-Codec, der zu einer Zeit entwickelt wurde, als andere Lossy-Codecs noch wesentlich schlechter waren - dies ist heute so nicht mehr der Fall, ist der Bedarf nach Musepack wirklich noch da?
- Es ist von Ideen aus alten MPEG-Standards inspiriert, was dazu führt, dass Leute, die einen komplett patentfreien Codec brauchen, es nicht mal mit der Kneifzange anfassen werden - selbst wenn keine Codezeile des alten Referenzencoders mehr im heutigen Code steckt, klärt das nicht die Frage, ob noch MPEG-Patente genutzt werden, weil Patente sich nicht auf Code, sondern auf Ideen beziehen - deswegen findet man Musepack in keiner Linux-Distribution
- Hardware-Unterstützung sucht man vergeblich und wird man auch in Zukunft vergeblich suchen aus demselben Grund wie oben beschrieben - kein Hardwarehersteller wird Musepack unterstützen, ohne zu wissen, ob er dadurch rechtlich angreifbar wird, aber er kann es gar nicht wissen, weil es nicht geklärt ist
Unbedingt auch zu den FLOPs zu zählen ist MonkeysAudio. Technisch gut, aber die Lizenzierung ist nichts Halbes und nichts Ganzes: Nicht kommerziell, aber auch keine freie Software, sondern eine Klausel, die jeden, der den Codec unterstützen will, zwingt, den Autor vorher um Genehmigung zu fragen. Warum? Worin liegt der Vorteil? Das verhindert effektiv nur die Nutzung durch Hardware-Hersteller und Linux-Distributoren, ohne einen erkennbar sinnvollen Effekt zu erzielen.
Weitere FLOPs sind die unzähligen freien Lossless-Codecs außer FLAC. Nicht weil sie nicht gut wären, sondern weil es einfach in der Natur der Sache liegt, dass man an Lossless-Codecs genau einen braucht. Warum gerade FLAC der beliebteste geworden ist, ist nicht ganz klar, aber wahrscheinlich liegt es wirklich an der Lizenz oder an der Einbindung ins Xiph-Framework.
Leider kein FLOP ist WMA. Ich sehe da noch ein großes Problem auf uns zukommen (und wünsche AAC deshalb recht viel Erfolg, nicht so sehr weil ich auf patentierte Technologie stehe, sondern weil AAC zumindest offen spezifiziert, im Gegensatz zu anderen alternativen Lossy-Codecs von "der Industrie" akzeptiert und meiner Meinung nach der einzige ist, der den WMA-SuperGAU vielleicht noch verhindern kann).