Thema: foobar2000 als EAC-Alternative
Ich habe die Anleitung zum Rippen von Audio-CDs erneut auf den neuesten Stand gebracht und möchte hier kurz die bisherigen Diskussionen um das Thema "foobar2000 als EAC-Alternative" zusammenfassen.
Auslesen
Beide Programme bieten einen Secure Mode zum sicheren Auslesen von Audio-CDs an. Läuft der Vorgang bis zum Ende ohne Fehlermeldungen durch, dann kann man als Anwender sowohl bei foobar2000 als auch bei EAC von einer fehlerfreien Kopie ausgehen. Beide Anwendungen unterstützen die Offsetkorrektur, können das Leseoffset des Laufwerks ermitteln und die Ausleseergebnisse durch AccurateRip-Anbindung mit einer Online-Datenbank vergleichen.
EAC ist der insgesamt "technischere" CD-Ripper mit mehr Einstellungen. So unterstützt es beispielsweise die C2-Fehlererkennung. Das Caching-Problem wird bei foobar2000 dadurch umgangen, dass mit Blöcken von 4 MB einfach mehr ausgelesen und anhand von Prüfsummen verglichen wird, als Laufwerke überhaupt zwischenspeichern.
CUE-Sheets lassen sich im Unterschied zu foobar2000 nicht nur für CD-Images sondern auch für Einzeltracks erstellen, und gerade was das Format von CUE-Sheets und die Behandlung von Pausen angeht, bietet es Anpassungsmöglichkeiten, die foobar2000 überhaupt nicht hat.
foobar2000 legt keine automatischen Log-Dateien im Albumordner ab, zum Ende des Auslesevorgangs wird aber zumindest eine Zusammenfassung angezeigt.
Encodieren
In beide Programme lassen sich Kommandozeilenencoder wie z.B. LAME, FLAC oder Oggenc einbinden. Bei EAC ist man an dieser Stelle zwingend auf Anleitungen angewiesen, möchte man nicht die Übergabeschemas mit teilweise veralteten Parametern benutzen. Hier ist foobar2000 deutlich im Vorteil, denn die Kompressionseinstellungen sind wesentlich einfacher gestaltet.
Die Encoder-Presets sind von Haus aus sinnvoll und auf beste Qualität ausgerichtet, und werden durch die Einbindung von foobar2000 in die Hydrogenaudio-Community auch mit zukünftigen Versionen stets aktuell bleiben. Die Tags werden durch programmeigene Funktionen geschrieben, ohne dass man dafür extra Parameter angeben müsste. Beim Neueinrichten in Anleitungen nachzusehen ist damit nicht nötig. Damit ist die Software insgesamt benutzerfreundlicher und weniger fehleranfällig, die typischen EAC komprimiert nicht-Problemthreads wird man hier kaum antreffen.
Beim Auslesen unterscheidet sich das Verhalten leicht: Während EAC einen Track zunächst komplett ausliest und danach den Encoder aufruft, werden die Daten bei foobar2000 direkt an den Encoder gesendet. Wesentliche Geschwindigkeitsvorteile ergeben sich dadurch allerdings nicht. Die Fortschrittsanzeige beim Auslesen läuft bei foobar übrigens im Hintergrund, ohne den Player zu blockieren.
Taggen
Aus beiden Anwendungen heraus können Titelinformationen online abgerufen werden, und beide speichern diese Daten automatisch für das nächste Einlegen der CD ab. Ein Alleinstellungsmerkmal von EAC ist in diesem Zusammenhang die Unterstützung von heruntergeladenen Offline-Versionen der freedb.
Im foobar2000-Assistenten lässt sich mit der CD-Nummer (%disc% bzw. %discnumber%) ein Feld mehr eingeben, außerdem sorgt es bei der Eingabe von individuellen Interpreten für das automatische Ausfüllen des Tags "Album Artist". Flexibles Tagging ohne die Notwendigkeit einer manuellen Nachbearbeitung lässt sich realisieren, indem man die Tracks zunächst von der CD in eine Playlist lädt, dort taggt, und sie anschließend per Converter auf die Festplatte kopiert. Hervorzuheben gegenüber EAC ist auch die Unicode-Unterstützung.
Durch die Verwendung von Titleformatting ergeben sich erweiterte Möglichkeiten beim Anlegen von Ordner- und Dateinamen. Neu eingelesene Alben werden sofort nach dem Kopieren auf die Festplatte in die programmeigene Media Library aufgenommen, sofern der ausgewählte Zielordner dazugehört. Playlist-Dateien können im Gegensatz zu EAC nicht automatisch erstellt werden.
foobar2000 kann eingelesene Alben automatisch einem ReplayGain-Scan unterziehen.
Bewertung
foobar2000 ist kein spezialisierter CD-Ripper und bietet daher insgesamt weniger Anpassungsmöglichkeiten als EAC. Ob das positiv oder negativ eingeschätzt werden sollte und was das für die eigene Programmwahl bedeutet, mag jeder für sich beurteilen.
Was mich und viele, die ich in meinem Umfeld dazu befragt habe, überrascht und zunächst vielleicht auch verunsichert hat, ist, mit wie wenig Einstellungen und Funktionen man trotz des Anspruchs an hohe Qualität eigentlich auskommt, und wie viele Verbesserungsmöglichkeiten es hinsichtlich Bedienung und Komfort gibt, selbst von Version zu Version bei foobar2000.
Die Möglichkeit, alle anfallenden Anwendungen unter einen Hut zu bringen, ist sehr attraktiv. Gesonderte Tools wie Encoder-Frontends, Tagger und Programme zum Anpassen der Lautstärke, da wären CD-Ripper eigentlich auch nur noch ein logischer Schritt. Eine vernünftige Implementierung vorausgesetzt, und die ist für meine Ansprüche gegeben. Ich habe bereits Anfang des Jahres (2006) gewechselt und vermisse nichts.
Ich kann aber genauso nachvollziehen, wenn jemand bei EAC bleibt, ob nun aus Gewohnheit, aus Vertrauen in eine Software die sich über Jahre bewährt hat, oder aufgrund einer Funktion die foobar2000 noch fehlt. Ich habe auch keine Agenda, die mich dazu verpflichtet, jetzt jeden zum Umstieg zu überreden.
Wir werden foobar2000 jedenfalls in Zukunft vermehrt empfehlen und beide CD-Ripper gleichstellen.