Thema: 3D-Sound
Hallo,
ich studiere Elektrotechnik/Akustik (zur Zeit in Dänemark) und hatte heute eine Vorlesung im Fach Auralisation/VR-Sound zum Thema Surround Systeme (u. Encoder/Decoder) und binaurale Aufnahmen. Das hat bei mir für einige Fragen gesorgt, die ihr mir vielleicht beantworten könnt bzw. evtl. Erfahrungen mitteilen könnt.
Da man davon ausgehen kann, das eine "ideale" Soundaufnahme ein möglichst naturgetreues Abbild der Aufnahmesituation, d.h. nicht nur Lokalisation der einzelnen Klangquellen (Instrumente im Orchester, Publikum bei Liveaufnahmen etc.), sondern auch den Diffusschall und den Klangeindruck des Aufnahmeraumes, wiedergibt, erscheint es logisch, daß ein 3D-Klang, der den Hörer in Klang einhüllt, einer Stereoaufnahme vorzuziehen ist. (Nicht falsch verstehen, ich selbst habe eine sehr gute STEREO-Anlage; man darf das ganze auch nicht mit dem Surroundsound bei Filmen verwechseln, es geht nicht um Effekte, die von allen Seiten kommen, sondern um ein Abbild des Diffusschalls, also des vom Raum reflektierten Schalls.)
Dieser Raumklang kann entweder durch viele Lautsprecher im Wiedergaberaum erzeugt werden (bei Heimanwendungen haben sich 5 Kanäle durchgesetzt, im Kino sind es mehr), was aber durch die beschränkte Anzahl der Kanäle (kostet ja alles was und man braucht Platz im Wohnzimmer...) bei Musik zu gemischt guten Ergebnissen führt (wenn man erst einmal davon ausgeht, dass überhaupt eine 5-Kanalaufnahme vorhanden ist).
Auf der anderen Seite kann man 3D-Klang auch mit Kopfhörern durch eine sog. binaurale Aufnahme (Binaural Recording)erreichen. Denn am Ende haben wir ja alle nur 2 Ohren, mit denen unser tolles Gehirn den Raumklang verarbeitet. Eine solche binaurale Aufnahme kann man z.B. mit einem Dummy-Head aufnehmen (ein Plastikkopf, der selbst die Ohrmuscheln nachbildet und statt dem Hörkanal dann Mikrophone hat...). Der Unterschied zu einer normalen Stereoaufnahme besteht darin, dass der Klang eben genau so aufgenommen wird, wie er am linken und am rechten Ohr ankommt, also auch Klanganteile von rechts am linken Ohr (mit einer kurzen Verzögerung und gefiltert von der Form des Kopfes, den Schultern, der Ohrmuschel...) aufgezeichnet werden und umgekehrt. Bei normalem Stereo mit Kopfhörern hört man links eben nur den linken Kanal und rechts nur den rechten, deshalb entsteht ein Klangbild INNERHALB des Kopfes (bei mono, also L=R, genau in der Mitte) und nicht im Raum um den Hörer.
Diese binauralen Aufnahmen kann man mit etwas Rechenleistung allerdings auch aus einer Surroundaufnahme oder einer Stereoaufnahme berechnen. Man braucht dafür nur ein paar Parameter der Head-Related Transfer Function und ein Raummodell (könnte man sich dann recht frei wählen, in welchem Raum man seine Lieblingmusik hören will).Das ganze ist vielleicht nicht total einfach, aber mit dem heutigem Wissen locker machbar. Und der Anwender braucht nur stinknormale Kopfhörer!!!
Daher ist es für mich verwunderlich, dass in einer Zeit, in der so viele Leute wie noch nie zuvor ihre Musik über Kopfhörer hören (ich gehöre nicht dazu, egal), eine solche Technik nicht eingesetzt wird. Man könnte über die Kopfhörer Raumklang hören statt Stereoklang, der noch dazu bei Kopfhörern im Kopf anstatt vor einem (wie bei Lautsprechern) stattfindet.
Daher meine Frage an Euch alle: Gibt es bereits solche Encoder bereits, die wavs oder was auch immer in binaurale Aufnahmen umwandeln?
Wenn ja, sind die wirklich so toll, wie sich das theoretisch anhört?
Und wenn nein: Warum nicht? Es gibt schließlich open source Encoder in alle möglichen Stereoformate....
Naja, der nächste Schritt wäre dann natürlich, das portable Player diese Formate abspielen müßen, da sehe ich aber nicht das Problem, da binaurale Aufnahmen ja auch nur 2 Kanäle haben und somit als mp3/ogg/wma oder was auch immer gespeichert werden können. Und dann natürlich auf CDs oder erst recht DVDs (da hat man ja Platz) ne extra Kopfhörersoundspur drauf!
Kurze Zusammenfassung: Für 3D-Sound braucht man entweder ganz viele (möglichst mehr als 5) Lautsprecher/Kanäle, oder man nimmt stinknormale Kopfhörer und rechnet alles in ne binaurale Aufnahme um (oder nimmt es gleich als eine solche auf). Sagt mir Eure Meinung dazu...
Und noch ein kleines Hörbeispiel (natürlich mit Kopfhörern anhören...): http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm...nauralPaper.ogg