Hmm
ich denke es ist vermutlich sehr viel einfacher als wir alle denken:
These 1
Ordnerstrukturen sind die kompatibelste Variante fürs alltägliche Durchwurschteln
Ordnerstrukturen sind das Konzept mit dem Einsteiger (egal welches Antriebssystem) und auch versierte als Erstes konfrontiert werden und welches auch am meisten seitens der Programmanbieter "beworben" wird. Seit DOS aufwärts werden Anwender darauf konditioniert sich selbst ihre Dateien und alles was man so täglich vor sich hin produzieren in diese Ablagen/Ordner/Dokument-Analogien zu pressen. Das gelingt vielfach eigentlich auch recht gut, die Symbolik jedenfalls ist dafür griffig genug.
Nur am Rande erwähnt; mit Dateiendungen und sinvollen Verknüpfungen zu Anwendungen geht der Spaß aber dann schon los, dafür gibt es keine rechte Analogie und Symbolik aus dem Small Office Bereich.
Das Ganze wird verstärkt dadurch, dass sich 98% aller Computer im privaten wie auch im beruflichen irgendwie durchwurschteln. Ordnerstrukturen bieten hierbei durchaus einen Vorteil, weil man sie leicht einem ebenso unerfahrenen Benutzer der sich aller Wahrscheinlichkeit auch irgendwie durchwurschtelt noch am ehesten vermitteln kann. Außerhalb läßt sich das Verzeichnis samt Inhalt sehr schnell in eine nahezu jedem vermittelbare Symbolik "ein Album = ein Verzeichnis" bringen.
Solche Symbole bieten eine flache Lernkurve beim Strukturieren von Datenansammlungen, lassen sich relativ leicht anderen Personen gegenüber kommunizieren/vermitteln und auch ohne weitere Hilfsmittel wie Datenbanken ist ein Dateientausch möglich. Sie sind freundeskreiskompatibel weil weitreichende Anwendungsunabhängigkeit (Interoperabilität) gegeben ist.
Ein schlechtes Beispiel für Interoperabilität:
Angenommen zwei Freunde, eine WG oder Familie würde versuchen einen gemeinsamen Bestand aus ihren gerippten CDs aufzubauen. Rein Rechtlich stünde dem erstmal nichts entgegen. Problematisch wird es aber durchaus, wenn man sich die Arbeitsweise dreier poulärer Anwendungen anschaut.
Winamp liest Tags in eine Datenbank, respektiert aber auch verzeichnisorientierte Aufbewahrungsweisen, sodass man ein notwendiges Backup immer auch notfalls mit Bordmitteln oder sogar händisch im Explorer fahren kann.
Im krassen Gegensatz dazu ballert iTunes alle Dateien in nur ein Verzeichnis, legt die einzelnen Dateien starr unter nur einem Künstler in Unterverzeichnissen ab. Deshalb halte ich den Aufbau einer umfangreichen Klassik-Sammlung mit iTunes für eine fast unlösbare Aufgabe, mit Pop Rock oder Jazz wo meist nur ein Interpret oder eine namentlich zu bezeichnende Gruppe als Ordnungsmerkmal benannt werden kann, gelingt dies in der Apple-Jukebox schon eher. Ein Backup muss man aber dennoch immer mit Fremdsoftware fahren, weil iTunes ebenso wie der WMP an keiner Stelle der Software Schnittstellen mitbringt, an der man mit einer Synchronisations- oder Backup-Software andocken könnte. Aber nun gut, ist ja auch nur eine Jukebox.
Ein noch traurigeres Bild gibt der WMP ab, dessen DB auch noch vor dem Benutzer versteckt wird, nicht im Klartext vorliegt. Auch werden selbsterstellte WMA nach wie vor noch standardmäßig mit DRM an den erstellenden PC verdongelt.
Für Anfänger und Einsteiger sind iTunes und der WMP aus obigen Gründen eigentlich eine Zumutung, nur fällt das eben immer erst dann auf, wenn man diese beiden Anwendungen länger benutzt.
Besonders unspannend wird es dann aber, wenn man die DB des WMP (so man sie überhaupt findet ;)) zu einer iTunes- oder Winamp-DB migrieren will. Das geht nämlich nicht.
Etwas platt gesagt:
Verzeichnisbasierende Strukturen lassen sich mit allen diesen Playern und verschieden Benutzern unterschiedlichen Kenntnisstandes parallel fahren, ermöglichen den Zugriff mittels Backup-Software, Synchronizern bis hin zum Filesharing im eigenen Netz und einer Mehrbenutzerumgebung, die gar nicht mal so selten versuchen muss für alle an den Inhalten interessierten Personen eine Abspielmöglichkeit anzubieten.
Anwendungswarnvermerk:
Man sollte allerdings mein kurzes Essay nicht als Plädoyer für Ordnerstrukturen missverstehen, denn die ganze Geschichte hat einen mächtig großen Haken.
Einsteiger und auch versierte Nutzer ohne Datenbank-Kenntnisse neigen nahezu immer dazu ihr Durchwurtschteln zu perfektionieren, d.h. sie schaffen es auch garantiert so tief ineinander verschachtelte Verzeichnisstrukturen zu entwerfen und auszuarbeiten, daß auch nur noch sie anhand kaum mehr erklärbarer Regelsysteme (in dieser Hinsicht staune ich immer wieder) auf ihren Datenbestand anzuwenden, dass sie es bei häufiger Computernutzung garantiert immer schaffen an einen Punkt zu gelangen, an dem sie die Grenzen ihres Regelsystems erreichen, es als Reaktion darauf meist sogar noch um Hilfe bitten damit sie es schaffen es noch komplexer machen zu können oder schlichtweg ihren Kram nur noch mit größter Mühe wiederfinden weil trotz einer großen Zahl von Regeln große Teile des Bestandes nur noch aus Regelverletzern und Ablagen auf der Grundlage einer Sonderform oder Abweichung von einer Regel bestehen. Schätzungen gehen davon aus, dass im Büroalltag Computernutzer 20-30% ihrer Arbeitszeit mit Suchen und der Navigation durch Verzeichnisse und das Netzwerk verbringen. Immer dann wenn ich Mitarbeiterschulungen auf Datenbanken mache und diesen "modernen Mythos" spaßeshalber abfrage, bestätigen mir die Teilnehmer, daß diese Zahlen durchaus stimmen könnten und "das Suchen" und auch das "Durchwurschteln" eine ziemlich prägende Erfahrung mit Computern sein kann.
Deshalb:
These 2
Den größten Wissensprung den ein Computerbenutzer machen kann ist der, sich grundsätzlich einmal mit Datenbanken, Desktop-Suchmaschinen, dem Einsatz Boolscher Operatoren und natürlich den Eigenarten verschiedener Suchmaschinen fürs Web zu beschäftigen.
Danach ist es um ein vielfaches einfacher sich und andere so zu organisieren, dass man sich nicht an Regelsystemen und Gewohnheiten verschleißt, die eigentlich ineffizient sind, zu komplex oder zu weich in der Definitionen.
Sicherlich sind die vier Normalisierungsformen verständlicherweise abschreckend, aber Grundkenntnisse der Möglichkeit zur Vererbung von Eigenschaften und rudimentäres Wissen um relationale Datenbanken, werden bald als Allgemeinwissen gefordert werden, zumal sie doch immens dabei helfen können genau das zu verstehen, was der Computer mit einem selbst veranstaltet.
Auf jeden helfen sie dabei das Arbeitsgerät zu demystifizieren und zu erkennen, daß an fast jeder Stelle wo PCs effizient Arbeit verrichten Datenbanken zum Einsatz kommen.
Frank Bicking,24.01.2007, 21:45 schrieb:Dafür existieren meines Wissens schlichtweg keine brauchbaren Datenbankanwendungen, was allein schon dem Manko zu verdanken ist, dass sich diese Dateien nicht immer taggen lassen. Sowas ließe sich letztendlich nur auf der Ebene des Dateisystems organisieren, und dann selbstverständlich mit Unterordnern.
An dieser Stelle nur ein kurzer Einwurf formaler Art, weil wir ja nicht nur Sammlungen die zum Zwecke des Mass-Storage angelegt werden betrachten müssen, sondern unsere Ressource auch Archivierungs- und Langzeitarchiverungs-Themen behandeln will.
Es gibt durchaus geeignete Datenbanken für diese Zwecke, nur kommen sie aus dem Bereich Verlags- und Bibliothekswesen, bringen dafür aber mächtig viel Wissensallmende mit in Sachen korrekter Objekt- und Dokument-Typisierung nach ISO-Normen und auch in Sachen Verschlagwortung.
Das Taggen ist bei diesen Themen gar nicht so das Problem, weil verlinken und sogar Upload in ein "virtuelles Dateisystem" oder präziser in ein *Dokument Management System* (DMS) oder Mischformen für Kollaborationssoftware zur Verfügung stehen. Darauf gut abgestimmte und höchst flexible Abfragesysteme helfen immens beim Zusammenbau eines Repository@Home, allerdings ist das richtig Arbeit, wenn man sich solo in sowas einarbeiten muss. Aber das was wir hier so veranstalten ist ohnehin unser Hobby, mit bekanntermaßen hohem "sadomasochistischem Beikonsum".
Da ich mich beruflich gerade mit diesem Thema beschäftigen muss, hier nur der Hinweis auf ein CMS das ich aufgrund seiner Bauweise gerade noch so für eine Archivierung@Home empfehlen könnte.
MyCoRe und auch Fedora wäre Kandidaten für sowas.
Noch mächtigere Archivierungs- und Typisierungssysteme auf typo3-Basis lasse ich mal außen vor, die schiessen noch mehr über das obige Ziel hinaus und wären gänzlich Off Topic.
Hier gehts zum [url=http://www.playauditorium.com/]Auditorium[/url] ...