Hmmm...
... das Thema hatten wir in anderer, aber nicht unähnlicher Form, im vergangenen Jahr schon einmal.
mp3 zerstört Kunst? - Wohl kaum!
Ich will Euch dennoch Antwort geben, wenn auch recht subjektiv gefärbt, denn irgendwie zeigt Euch unsere Community wohl gerade die "kalte Schulter", weil ihr an ein Thema rührt, das sehr viele Leute, die lange dabei sind, längst "in's Private" verschoben haben. Dies vielfach als eine Folge von Verletzungen vor vielen Jahren. Nicht wenige von uns sind "Asylanten" oder "Flüchtlinge", hier gestrandet ob ihrer "Spleenigkeit", welche oftmals in der Richtung festgemacht wurde, "dass der Aufwand doch wohl nicht ernsthaft zu vertreten sei", oder, "ob er sich denn lohne". Fast immer war dies mit der Absicht verbunden, uns vorzuführen.
Dass die "Allgemeinheit" oder der "Zeitgeist" hinsichtlich des technisch orientierten Umgangs in Sachen Musikaufbewahrung und dem damit verbundenen Thema des "Transports der Inhalte" im Laufe der Zeit nun auch dort angekommen sind, wo wir uns vor Jahren bereits oftmals befanden, dürfte wohl nicht unser alleiniger Verdienst sein, sondern in mancherlei Hinsicht wahrscheinlich auch einfach nur auf dem simplen Zufallsprinzip beruhen. Manchmal genügt es aber einfach auch, nicht nachzugeben und übrigzubleiben, und schon erscheint man als "Gewinner", obwohl man ab einem gewissen Zeitpunkt eigentlich nur noch seine Ruhe haben wollte. Letztlich bereut man dann den Sachverhalt fast schon wieder, dass solche Hobbyseiten wie AudioHQ an Popularität gewinnen, weshalb man fast schon wieder versucht ist, sie "entschwinden" zu lassen. Wohin auch immer...
Andererseits kann ich durchaus Eure Nachfragen und die damit verbundene Neugier nachvollziehen.
Auch auf die Gefahr hin, zu langweilen, hier meine recht eigenwilligen Ansichten dazu. Oder anders: Eine Geschichte, wie sie subjektiver sicher nicht sein könnte.
Werteverfall
Ich glaube, die meisten Leute, die für die Definition des "Werteverfalls" verantwortlich sind, gehören der schreibenden Zunft an. Sie scheinen mir mit Unsterblichkeit ebenso ausreichend versorgt zu sein, wie mit Themen, bei denen im Spiegel-, Focus- oder im Nachmittags-TV kaum auffällt, dass sie älter sind als diejenigen, die sie immer wieder neu an dünnen Fäden herbeiziehen. Manchmal denke ich, sie sind sogar genauso alt wie die Menschheit selbst, weshalb man sie in gewisser Weise schon als Archetypen bezeichnen könnte.
Mit dem "Werteverfall" ist das eben so eine Sache, weshalb ich annehme, dass die meisten Leute, die sich hier in mehr oder weniger regelmässigen Abständen aufhalten, nur wenig dazu mitteilen möchten. Mir jedenfalls geht es so. Alte Männer oder Frauen nehmen halt gern das Vorrecht für sich in Anspruch, nicht mehr "auf alles" antworten zu müssen.
Zytophag schrieb:Schaut man sich in Foren wie diesem um, so kann man einen Trend im Umgang mit Musik beobachten, der immer stärker in die Richtung tendiert, so viel Musik wie möglich, in bestmöglichster Qualität zu sammeln und diese dann auf möglichst vielen Medien wiedergeben zu können.
"Trend"?
"Immer stärker in die Richtung ..."?
Auf welche Art hast Du Dich denn umgeschaut?
Wo z.B. trifft mich der "Werteverlust"? Was kann ich dafür, wenn andere Werte verlieren, weil sie so schlampig mit ihnen umgehen und nicht Ordnung und Übersicht in ihren Angelegenheiten halten? Mal abgesehen davon, waren das dann wohl ohnehin nicht "meine Werte", die da verfielen, weil eben meine Werte von mir ordentlich auf meinem Rechner in meinem Archiv abgelegt werden. Überhaupt: Was haben mich anderer Leute "Verfallserscheinungen" zu interessieren? Ich habe mich mit 30+ auf meine eigenen körperlicher Art vorzubereiten... ;)
Was hat die Werteverfall-Diskussion überhaupt damit zu tun, dass ich mich ordentlich um meine CD-Sammlung kümmere, sie meinem Geschmack und meinen Vorlieben entsprechend zusammenstelle und sie für Abspielgeräte passend ablege?
Logisch auch, dass da bei mir seit 1984 viel Musik zusammengekommen ist und ich stolz bin, dass mein Archiv auch heute weiter wächst, und logisch auch, dass es eine gewisse Grösse erreicht hat, sodass ich bequem über eine ausreichend grosse Auswahl an "Hintergrundmusik" verfüge. Dabei auf bestmögliche Qualität Wert zu legen, war seit jeher meine Entscheidung. Mir war bisher nicht bewusst, dass darin etwas Verwerfliches zu finden sein könnte, man sich erklären müsste oder, dass man zu einem "Werteverfall" beiträgt.
Vor gar nicht all zu langer Zeit musste man sich bei der Ausübung unseres Hobbys noch als "Freak", "Krimineller" oder "Raubkopierer" öffentlich in Sippenhaft nehmen lassen und mit Leuten herumplagen, die oftmals gar nicht wussten, wovon wir redeten. Mal ganz abgesehen davon, dass eine Menge oberflächlicher und klar erkennbarer, man verzeihe mir die Ausdrucksweise, scheinheiliger Deppen und Geschäftemacher in großer Zahl mit berechenbaren Motiven ihren Spass dabei hatten, erstmal "Dreck zu werfen", indem sie zu Beginn Diskussionsbereitschaft heuchelten, um dann stufenweise diese wieder mittels ihres offenbaren Verhaltens zu verneinen, während sie eben diese immer öffentlich postulierten.
Kein Wunder, dass so viele von uns sich irgendwann in's "Private" zurückgezogen haben, weil: Wer verschwendet schon gerne seine Lebenszeit damit, sich immer wieder auf dieselbe Tour vorführen zu lassen? Ich jedenfalls fand es damals gut, dass wir uns mit unseren gar nicht mal so unähnlichen Ansichten zusammengetan haben, um uns hier über unser Hobby in einer ruhigen Nische austauschen zu können, auch wenn man uns evtl. für "spleenig" halten mag.
Nun sind seitdem einige Jahre vergangen, aber es werden immer noch die selben Säue durch die selben langweiligen Dörfer getrieben. Von den immer selben Medien und Leuten mit ähnlichen Motiven. Im Hinblick auf die erwähnte Vorgeschichte frage ich mich: Wen von uns "Altvorderen" juckt das eigentlich noch? Egal, was wir hier in unserem vermeintlich "versnobten Reservat" diskutieren, es wird immer Leute geben, die "Werteverfall" allerorten feststellen, und im selben Atemzug für sie gewinnbringende "Patentrezepte" anbieten. Viele von ihnen tun dies ja schliesslich als "Profis". ;)
Zytophag schrieb:Ich frage mich daher, ob dies auch unser Hörverhalten dahingehend verändert, dass immer weniger "bewusst" Musik gehört wird, sondern Musikaufnahmen immer mehr als Soundtrack für unseren Alltag verwendet werden?
Für mich: Eine gewagte These auf wackligem Stand.
Denn, warum sollte ich mich in der Hinsicht angesprochen fühlen, dass ich Musik nicht mehr bewusst höre. Soweit ich das mitbekommen habe, sind hier fast nur Leute unterwegs und melden sich ab und an mal zu Wort, die doch gerade deshalb sehr viel Aufwand treiben, weil sie ihre Musik bewahren wollen.
Vielleicht machen wir deshalb kein Aufhebens darum, weil wir untereinander ohnehin davon ausgehen, dass jeder auf seine Art einen Heidenspass mit seiner Mucke hat, sonst würden wir doch auch nicht soviel Sorge dafür tragen, dass uns "unsere Schätzchen" nicht abhanden kommen.
Ich habe es nie vermisst, dass sich hier eben nicht, wie in HiFi-, Musik-, Apple-, Heise-, Zeitschriften-, Sony- oder Microsoft-Fanboy-Foren üblich, ständig irgendwelche Leute herumtreiben, welche sich gegenseitig "die beste Art, Musik zu hören", "die tollsten Spoiler an der Anlage", die "Punktelisten" verschiedener Zeitschriften und das ganze unnütze Voodoo- und Zubehörgeraffel unter die Nase reiben. Das Experiment, auf einen Musik- und einen OffTopic-Bereich zu verzichten, war im Nachhinein schlicht ein Glücksgriff unsererseits, zu welchem man mich übrigens auch erst einmal überreden musste. Stichwort: "Onkel Legos Leiernde Welt". (Für die "Nachgeborenen": Es war der Versuch, sich über musikalische Raritäten im weitesten Sinn auszutauschen.) Alle an AudioHQ Interessierten waren "gnädig" genug, uns dieses vermeintliche Defizit zu verzeihen, warum auch immer.
Die herrliche Ruhe, die in unserer immer noch experimentellen Autoren-Community vorherrscht, welche sich übrigens ganz bewusst einer Forensoftware und nicht eines Wikis bedient, führe ich u.a. auch darauf zurück, dass wir seit jeher im Einvernehmen auf die Themen verzichten, bei denen sich Subjektivisten und Objektivisten ständig in Zank, Neid und Missgunst in den Haaren liegen. Wir betreiben ein, hm, "Technikforum", und soweit es geht, achten wir auf Reproduzierbarkeit und verzichten auf Beiträge wie: "Aber ich höre es doch".
"Subjektivismus" gehört für mich aus Überzeugung ins Private, eine Zurschaustellung und der Zank über die selbstgefällige Show mancher Zeitgenossen sind dadurch vermeidbar, ausserdem enden sie ja doch nur in Administrations- oder Moderations-Orgien.
Wer daran Spass hat, dem sei's vergönnt, denn "der Trend", "dem der Zeitgeist in wachsendem Masse" aus den Ohren wächst, "geht immer stärker in die Richtung" den gesamten Bestand an sinnvollen Wortkombinationen und unsere Aufmerksamkeit so abzunutzen, dass man [Test] manchmal ganze Absätze schliessen könnte, weil wieder einmal ein "Event" geschaffen oder "Spannung" erzeugt wurde, ohne dass auch nur ansatzweise etwas Erklärendes entnehmbar war [/Test].
Täglich verpufft soviel ehrlich gemeinte Aufmerksamkeit an soviel Marketing-Schwachsinn, dass noch nicht einmal genügend Energien übrig bleiben, um andere Reize zu verarbeiten.
Dennoch
Ich gehe seit Jahren davon aus, dass das freigebig und kostenlos zur Verfügung gestellte Wissen schon irgendwie seinen Weg finden wird. Dies zu eben jenen Leuten, die Musik mögen, sie sammeln und, weil einer Leidenschaft folgend, genau dieses Gebotene in einer bewahrenden Grundhaltung zu schätzen wissen.
Dass dabei jeder seine pers. Art, Musik zu geniessen, längst entwickelt hat und nicht mehr darauf angewiesen ist, sie ständig anderen "offenbaren" zu müssen, oder auch nicht Willens ist, sich ständig wechselnde Zeitgeist-Diktate unter die Nase reiben zu lassen, davon bin ich bislang ausgegangen. Wenn dennoch jemandem danach ist, so findet er im WWW ein gigantisches Überangebot an Seiten, auf denen er dies tun kann. Warum sollte man an dieses unausgesprochene und uns den Arbeitsaufwand einer Diskussion ersparende Übereinkommen rühren?
Zytophag schrieb:Hört man heutzutage noch Musik ohne irgendetwas anderes nebenher zu machen? Voll und ganz auf das konzentriert, was uns der oder die Künstler mit ihren Aufnahmen bieten? Oder wird sämtliches Material was wir in die Finger bekommen nur noch auf unseren Computern archiviert, für den entsprechenden Player konvertiert und für die passende Gelegenheit aussortiert?
... und selbst wenn: Solche Phasen haben hier sicherlich einige schon längst durch- oder überstanden, denn erfahrungsgemäss findet das Messie-Verhalten irgendwann sein natürliches Regulativ darin, dass der Zeitaufwand fürs ordentliche Archivieren wächst und dazu führt, dass man den fehlenden Nutzwert als so unangenehm empfindet, dass man es früher oder später einfach lässt. Meist folgen das grosse Aufräumen oder das "Weghören" in's "/dev/null". Ausserdem dürfte man etwas für's Leben dazugelernt haben, denn, wer zu raffen beginnt, dem fehlt unweigerlich die Zeit, all die "Schätzchen" zu hören und sich dessen gewahr zu werden, was er da eigentlich auf seiner HD (ver)sammelt.
Zytophag schrieb:Ich meine, hier wird darüber diskutiert, wie man am besten seine CDs rippt, in welchem Format man das gerippte Material am besten archiviert und mit welchem (Software-) Playern man es am besten abgespielt. Wie und wo man die Musikaufnahmen dann aber hört wird nicht erwähnt - und genau dass fände ich interessant zu erfahren.
Genau, aber ich habe mir das eben immer so erklärt, dass dies ins Private fällt und sich nicht jeder darüber austauschen möchte, oder es bereits anderen Ortes tut, nur eben nicht hier. Warum auch austauschen, genau dieser Teil gehört m. E. schlichtweg in's "Reale Leben". Er ist dort ganz sicher auch besser aufgehoben, als hier im "®indernet". Im Privaten oder eben Realen Leben jedenfalls dürfte dieses Thema viel besser kommunizierbar sein, als es mit den auf's Nötigste reduzierten Möglichkeiten der Verschriftlichung im "User Generated Content" eines "Web x.x" der Fall ist, welches mit steigender Tendenz immer schneller aufsteigende Zahlen vor dem Punkt generiert, ohne dass diese Nummerierungen mit für alle klar assoziier- oder erfahrbaren Inhalten gefüllt werden. Ich weiß auch nicht recht, wo der Trend herkommt, dass solch ein Druck entsteht, alles Private in's Web verlagern müssen. Ich halte es für Quatsch, es macht mir Sorge, weil eine zunehmende Entfremdung stattfindet und man bei dieser Tätigkeit vor einem Gerät sitzt, um Verbindlichkeiten zu genügen, die kaum mehr kontrollierbar sind, und dies ohne einen Nutzwert für ein Leben, das auch hoffentlich noch vom Computer losgelöst einen Sinn ergeben darf. Ich jedenfalls geniesse die Zeiten, innerhalb derer ich mich öffentlich im Netz bewege, andererseits aber auch diejenigen, innerhalb derer ich nicht vor dem Computer hocke, weil ich mal wieder eine ->Neil Gaiman - Graphic Novel<- weglese oder ohne Computerunterstützung Backgammon mit meinen Kumpels in der Überzeugung zocke, dass sich hier niemand für meinen Alltag, meine Beziehungen oder ähnlich Privates zu interessieren hat.
Zur Kernfrage des "passiv Konsumierens":
Es ist keine wirklich neue Entdeckung, dass man auch passiv konsumieren kann. Nebenbei dudelnde Radios, ob nun im privaten oder öffentlichen Bereich, gab es bereits vor unserer Zeit. Davor wiederum andere Formen ähnlich "beiläufiger Unterhaltung". Spontan fallen mir da Geiger in Restaurants , Leierkastenspieler in den Innenstädten, Kapellen in Bier- oder Walzer spielende Musikanten in den Weingärten Wiens oder Salzburgs in einer Zeit vor unserer Geburt [...] ;) ein. Ob man solchen Angeboten Aufmerksamkeit schenkt, bleibt jedem selbst überlassen.
Eine Zeitgeisterscheinung der letzten Jahre nervt mich allerdings etwas: Ständig wird in öffentlichen Foren daran herumgekrittelt, was ich denn so mache und womit ich meine Freizeit fülle. Dies auch in dem Bestreben, dass ich dem XYZ der Marketingagentur "abc" oder der Zeitschrift "Schmierfinken allesamt, aber modern" auch ja genügend Aufmerksamkeit widmen möge. Die immer zahlreicheren Medien (?) treiben, weil ihnen wohl ansonsten offensichtlich die Themen fehlen würden, wie schon erwähnt, immer abstruser erscheinende "Schweine" mit steigender Frequenz und immer neuen Anstrichen, auch "Trends" genannt, "immer stärker in eine Richtung", die mich inzwischen einfach nur noch empört und für eine recht nachhaltige Frustration sorgt. Was soll dieser Unfug, sucht Euch doch gefälligst einen "ehrlichen Job" und fallt mir nicht auch noch mit "User Generated Advertising" hinterlinks in den Rücken, wenn ihr mir auf der Suche nach einem Unterhaltungs-Gerät eure fingierten Testberichte und Linkfarmen präsentiert.
Davon abgesehen:
Dies alles würde ich eigentlich sogar begrüssen, wenn diese Kritik oder das Relativieren auch so konstruiert wären, dass man letztlich etwas in Werten messen könnte, wie z.B. in cm, Metern oder in Hinsicht einer Bewegung, die sie vermeintlich auslösen. Aber genau an diesem Punkt gibt sich der ganze Trend-Quatsch als hanebüchener Unsinn klar zu erkennen, denn die billig aufbereitete Form, wie auch die Herkunft können das ihnen zugrundeliegende Motiv der Schaulust nicht verleugnen: Diese Form der Kritik schielt nämlich, bevor sie Fahrt aufnimmt, doch eher in Richtung der Beliebigkeit oder der damit verbundenen Entfremdung, und dies dann mit den zu bewerbenden Produkten, der nächsten Ausgabe, einem Autor oder dem Image einer Zeitschrift.
Ob man darüber viele Worte verlieren möchte, bleibt ebenso jedem Einzelnen überlassen, wie die Art des Musikhörens oder der Art und Weise, wie man sie archiviert.
Gruss
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